Hopers vs. Doomers – Schlägerei in der Familie


Die Klimakrise bedroht unsere Zivilisation – das ist Fakt. Pumpen wir weiter Rekordmengen an Treibhausgasen in die Atmosphäre, dann wird das System dermaßen kollabieren, dass eine stabile Zivilisation (wie wir sie heute kennen) nicht mehr möglich ist. Darin sind sich alle einig.

Man möchte nun meinen, dass eine Vorbereitung auf den Worst Case ebenso sinnvoll wäre, wie der Versuch, es gar nicht so weit kommen zu lassen. Analog zum russischen Angriffskrieg in der Ukraine: Ist die Front bedroht, so wird viel Energie in die Verteidigung gesteckt – auf einen möglichen russischen Durchbruch bereitet sich die Ukraine trotzdem vor.

In der Klimabubble herrscht ein anderer Vibe. Oftmals im selbstreferenziellen Echo gefangen, geht es selbst heute noch um das (illusorische) Einhalten der 1,5°-Grenze. Hierfür werden technische, gesellschaftliche und politische Ansätze formuliert: Pack dir Solar aufs Dach, geh auf die Klimademo, wähle keine fossilen Parteien, Pflanze einen Baum! Wir haben es also mit Menschen zu tun, die den (möglichen) Kollaps aufhalten wollen: Nennen wir sie „Hopers“.

Es hat sich in den vergangenen Jahren eine weitere Lesart der Klimakatastrophe herauskristallisiert: Die „Doomers„. Hierbei handelt es sich um Menschen, die davon ausgehen, dass der klimatisch-zivilisatorische Kollaps nicht mehr aufzuhalten ist. Der Fokus liegt also weniger auf Klimaschutz, er liegt auf der Vorbereitung für das, was nach dem Scheitern kommt. Dass der Blick auf einen möglichen Kollaps nicht völlig aus der Luft gegriffen ist, macht ein Zitat des renommierten Klimaforschers Hans Joachim Schellnhuber deutlich:

Man könnte nun meinen, die Klimabubble wäre dazu in der Lage, sowohl kurativ (Klimaschutz) als auch prophylaktisch (Kollapsvorbereitung) zu arbeiten – kooperativ und Hand in Hand. Doch weit gefehlt, das Miteinander von Hopers und Doomers gleicht einer Schlägerei in der Familie. Zielführend? Mitnichten! Doch warum ist das so?

Selbstwirksamkeit

Es ist psychologisch bekannt, dass der Mensch (u.a.) davon getrieben ist, die eigene Wirkung auch gespiegelt zu bekommen: Das Gefühl der Selbstwirksamkeit. Was grundsätzlich ein nützlicher Mechanismus ist, bringt mehrere Probleme mit sich:

Das Gefühl von Selbstwirksamkeit ist nicht zwingend an die tatsächliche Wirkung gekoppelt. Bei kleinen Kindern sehen wir es deutlich: Wir lassen sie im Fußballspiel gewinnen (obwohl sie 12:0 verlieren müssten) und geben ihnen damit das motivierende [sic!] Gefühl, selbst für den Sieg gesorgt zu haben. Bei Erwachsenen sehen wir diese Entkoppelung am PS-Boliden: Der Fahrer sitzt faul herum und wackelt mit dem Fuß, während die fühlbaren PS vom Motor stammen – sie machen den Rausch von Kraft und Tempo erst möglich, wobei der Fahrer austauschbar ist. Auch die Aktienspekulation ist ein anschauliches Beispiel: Wer damit reich wird, dass Algorithem und Marktmechanismen glücklich für ihn laufen (oder für sie), fühlt sich gerne wie ein Eroberer der Welt – ohne je etwas erobert zu haben.

In der Klimaforschung ist die Selbstwirksamkeit eng mit der eigenen Forschung verknüpft: Klimaforscher forschen und kommunizieren, um den klimatischen Kollaps zu verhindern. Stellt sich nun jemand hin und sagt (auf stabiler Datengrundlage, by the way), dass der Kollaps nicht mehr zu verhindern ist, dann greift folgende Verknüpfung: Es fühlt sich an, als würde der Doomer nicht nur den Misserfolg der Kommunikation kritisieren, sondern den Lebensweg des Klimaforschers grundsätzlich infrage stellen: „Du hast Jahrzehnte lang geforscht, deine Forschung ist aber wertlos, weil das Klima trotzdem kollabiert!“ Ein harter Schlag in die Magengrube der Selbstwirksamkeit.

Anders herum aber genauso: Die Hopers haben eine positive Geschichte zu erzählen, eine Geschichte der Hoffnung, während die Doomers mit Szenarien drohen, die uns eher an australische Science-Fiction-Filme erinnern. Da liegt es in der Natur der Sache, dass die Hopers in der Breite der Gesellschaft andockfähiger sind. Dass die Doomers weniger gehört werden und dass die Hopers daran schuld seien, weil sie die Doomers nicht zu Wort kommen lassen, ist eine gängige Rede in der Doomerbubble. Doch die Welt ist groß genug, und wer öffentlich kaum stattfindet, sollte zuerst die eigene Öffentlichkeitsarbeit hinterfragen: Gerade im schwierigen Umfeld ist eine (möglichst) professionelle Öffentlichkeitsarbeit elementar!

Ideologische Narrative

Ein ideologisches Narrativ aus der erweiterten Klimaszene (progressives Bürgertum) ist, dass die ideologischen Narrative nur bei den Bösen zu finden seien: Querdenker, Rechtsradikale, Klimawandelleugner und so weiter. Ein weiteres ideologisches Narrativ hat sich – zum Schaden der Szene – hartnäckig festgesetzt: „Wir müssen die Leute mit positiven Geschichten mitnehmen!“

Ja, positive Geschichten sind gut, motivationale Mitnahmeeffekte sind wertvoll. Doch haben sie ihre Schwächen: Einerseits erzeugen sie keinen Handlungsdruck. Wir selbst sollten am besten wissen, dass wir uns in erster Linie aus Sorge um die Zukunft engagieren, nicht aufgrund eines schönen Mitnahmeeffekts. Dazu kommt, dass die Menschen merken, wenn sie angelogen werden – und damit ist jeder Mitnahmeeffekt dahin. Die Lüge ist die, das Problem wäre irgendwie nur ein Katalysator für ganz tolle (Stadtbegrünung) und ganz großartige (EE) Dinge, die uns in eine blühende Zukunft führen. Der Doom des drohenden Kollaps stört in dieser Geschicht nur.

Und vice versa: Um die Dringlichkeit zu kommunizieren, mit der wir uns dem drohenden Unheil anpassen müssen, seien schöne, positive Geschichten doch nur Ballast, der uns den Blick auf das Elementare verwässert: Feenstaub in die verweichlichten Äuglein! Sicherlich besteht die Gefahr, dass wir als Gesellschaft die Dringlichkeit arg unterschätzen (was wir tun!), und sicherlich wäre eine ehrliche Auseinandersetzung mit Klimakrise, Artensterben und all den längst gerissenen planetaren Grenzen wünschenswert – gerade in Hinblick auf die Prophylaxe (bei den Zähnen so wichtig, beim Klimakollaps ein Frevel). Doch der Ignoranz, auf die die Doomer regelmäßig treffen, liegen archaische Muster im Zusammenspiel mit den Mechanismen einer Gesellschaft zugrunde, nicht die bösen Hopers, die den Doomers ihren Auftritt nicht gönnen würden.

Narzissmus

Narzissmus kann stark und weniger stark ausgeprägt sein, doch wann immer er auftritt, folgen Kritikunfähigkeit und die Suche nach Rampenlicht auf dem Fuße. Leider ist es kaum zu übersehen, dass auch die Klimabubble narzisstische Tendenzen mit sich bringt. So hat sie sich in Windeseile von einer Jugendrevolte (FFF) zu einer Show auf öffentlicher Bühne gewandelt. Wirksamkeit wird oft in Klicks und Buchplatzierungen gerechnet, es existieren klare Hierarchien der „Wichtigkeit“ (Stichwort: Argumentum ad verecundiam) und wer die medialen Knöpfchen zu drücken weiß (am besten mit einer Redaktion im Hintergrund), ist bald eine gewichtige Stimme im Klimaland.

Was nicht verwundert, denn archaische Mechanismen greifen bei jeder größeren Gruppe, ganz gleich ob es die Wissenschaftsbubble oder der Fanclub des FC Schalke ist. Einer dieser Mechanismen ist die unerträgliche Nähe des Anderen: Schalke vs. Dortmund, Köln vs. Düsseldorf, Israel vs. Gaza, Zicke vs. Zicke, Straßenschläger vs. Straßenschläger, Soutpark, vs. Simpsons, Katze vs. Hund… und so weiter. Auch in der Klimabubble sehen wir diesen Drang zum Gegeneinander: Sowohl Hopers, als auch Doomers, machen sich den Platz streitig, wie zwei Kinder im Sandkasten, die sich nie besonders leiden konnten. Metaphorisch eine Schlägerei in der Familie!

Ohne Hoffnung wird es schwierig

Nichts ist schädlicher für die Motivation, als die Hoffnungslosigkeit. Für die Hoffnung/Motivation ist jeder Schritt in Richtung Klimaschutz ein wichtiger, ganz gleich ob dieser Schritt den drohenden Kollaps nun aufhalten oder nur verzögern kann – oder eben nicht. Auch dem Verzögern liegt ja eine Hoffnung inne, wenngleich oft eine illusorische: Erst verzögern wir den Kollaps, dann fallen uns technische Wunder in den Schoß, die aus dem Verzögern wiederum ein Aufhalten machen. Nun hoffen die Hopers auf Erfolg im Kampf gegen den Kollaps, während die Doomers auf den Aufbau resilienter Strukturen hoffen.

Diese beiden Hoffnungswege (Klima retten, Kollapsprophylaxe) negieren sich gegenseitig: Wer sich auf den Kollaps vorbereitet, untergräbt die Hoffnung der Hopers, dass der Kollaps nicht kommt. Wer nun über Hoffung und Chancen auf eine glücklichen Zukunft referiert, untergräbt die Hoffnung der Doomers, dass sich die Gesellschaft auf den Kollaps vorbereiten würde – weil die schöne Rede den Kollaps negiert: Kollapsprophylaxe nicht mehr nötig!

Die Hoffnung stirbt nicht nur zuletzt. Wenn sie stirbt, dann bleibt nicht mehr viel übrig, woran sich die menschliche Psyche halten kann. Es bleibt zu vermuten, dass hier das größte Beil zwischen Hopers und Doomers begraben liegt: „Nimm mir die Hoffnung und ich wende mich gegen dich!“

Fazit

Der Sandkasten namens „Klimadebatte“ ist wahrlich groß genug, dass Hopers, Doomers und alle weiteren Strömungen ihren Platz darin finden können. Auch Motivation und Ziel sind gleich: Die Angst vor einem klimatisch-zivilisatorischen Kollaps und der Versuch, das Beste aus der heutigen Situation zu machen. Einzig in der Bewertung der Situation unterscheiden sich Hopers und Doomers: Ist der Kollaps noch aufzuhalten oder müssen wir uns schleunigst auf ihn vorbereiten? Im Angesicht des doppelten Scheiterns (Hopers scheitern mit Klimaschutz, Doomers scheitern mit Prophylaxe), sitzt der Reflex der Schuldsuche in beiden Strömungen recht locker. Die Blüten der Schuldsuche sehen wir, wenn sich Hopers und Doomers gegenseitig die Sachlichkeit absprechen, sich die Schuld für die eigene Wirkungslosigkeit zuschieben, und nicht zuletzt: Blocken, negieren, verhindern, verachten!

Zur Güte soll nun ein ketzerischer Gedanke in den Debattenraum gestellt werden:

Kann es unter erwachsenen Menschen möglich sein, Hand in Hand für Klimaschutz zu kämpfen, und sich gleichzeitig auf ein mögliches Scheitern vorzubereiten? Denn so groß sind die Unterschiede zwischen Hopers und Doomers nicht…

Differences // CBeebies from Joshua Neale on Vimeo.

Veröffentlicht unter klima, klimawandel, kommunikation | Verschlagwortet mit , , , , , , , , | Kommentar hinterlassen

Eine kleine Metaphernschau


Komplexe Zusammenhänge, weit abseits der eigenen Expertise, sind oftmals schwer zu begreifen. Wir erleben es täglich, zum Beispiel wenn Jan Fleischhauer Wetter und Klima verwechselt. Da wir von den Menschen nicht erwarten können, dass sie hoppla hopp ihre Kognition schulen und ein klimarelevantes Studium abschließen, heißt eine der pragmatischeren Lösungswege: Metaphorik.

Die Metapher übersetzt einen Sachverhalt in ein themenfremdes Beispiel, die komplexen Inhalte werden dabei vereinfacht: Eine Metapher ist also keine Analyse, sondern eine Draufsicht. Und sie ist eine Verfälschung, was summa summarum dazu führt, dass gerade innerhalb der Naturwissenschaften eine nahezu strukturelle Scheu davor herrscht, in der Öffentlichkeitsarbeit Metaphern zu gebrauchen.

Dass sich Politik und Gesellschaft wissbegierig auf jede sperrige Klimastudie stürzen, ist in diesem Zusammenhang ein weit verbreiteter Irrglaube. Da kommt der hochgebildete Elfenbeinturm daher und spricht viel mehr mit sich selbst, als dass er dazu bereit wäre, die breite Masse zu addressieren. Im Ergebnis sehen wir: Politische Entscheidungen, wirtschaftliche Entscheidungen und das Verhalten der Menschen huldigen dem zerstörerischen „Weiter so!“ und wissen oft gar nicht, dass sie sich selbst die Zukunft asphaltieren. Es hat ihnen ja kaum jemand verständlich gemacht.

Die Metapher respektiert das Sender-Empfänger-Prinzip – ein Grundkonzept erfolgreicher Kommunikation. Es sagt aus, dass der Sender dafür verantwortlich ist, wieviel Inhalt beim Empfänger ankommt. Und das macht auch Sinn: Würde ich diesen Text auf Esperanto verfassen, würdest du ihn nicht verstehen. Also liegt es am Sender, die Botschaft empfängergerecht zu verpacken.

Und so kommt die Metapher ins Spiel. Will ich einen Sachverhalt verständlich machen, ohne die nötige Expertise bei meinem Gegenüber erwarten zu können, dann ist sie ein nützliches Werkzeug. Sie fasst eine Aussage in eine Form, die für das Gegenüber akzeptabel und verständlich ist. Der Inhalt wird dabei zwar vereinfacht und übersetzt, was ihn trotzdem nicht negiert. Hier hilft uns tatsächlich eine Metapher: Die Aussage einer sudanesischen Wissenschaftlerin (Studie) für deutsche Grundschulkinder (Öffentlichkeit) übersetzt, mag verändert und vereinfacht sein, die Kernaussage bleibt enthalten.

Sehen wir uns nun ein paar Metaphern an, die wir im Rahmen der Klimadebatte gut und gerne verwenden können:

1. Schwarzer Hautkrebs

Der Klimawandel ist wie schwarzer Hautkrebs: Auch wenn anfangs wenig davon zu sehen ist (hier und da ein Extremwetterereignis, kleiner schwarzer Fleck am Bein), ist das Problem im System schon riesengroß. Wer auf schwarzen Hautkrebs nicht frühzeitig reagiert, landet in der Kiste.

2. Schlangengift

428,59 ppm CO2 in der Atmosphäre (Stand 27.04.2024) ist relativ wenig. Wir rechnen in Parts per Million, also 428,59 Anteile CO2 auf 1.000.000 Anteile atmosphärischer Gase. Was in absoluten Zahlen tatsächlich wenig ist, ist in seiner Wirkung immens. Wer also die kleine Zahl für ungefährlich hält, solle seiner Blutbahn 428,59 ppm Schlangengift zuführen. Der Tod tritt schnell ein – das Scheinargument der kleinen Zahl ist widerlegt.

3. Auto ➞ Wand

„Es war schon viel wärmer auf der Welt, als heute!“ Stimmt, wo ist also das Problem? Nehmen wir metaphorisch ein Auto. Dieses Auto stand schon sehr oft an der Hauswand XY, denn dort wohnt der Besitzer. Nun fährt der Besitzer mal wieder in Richtung Hauswand – diesmal jedoch mit 200 kmh, die Wand ist 5 Meter entfernt. Wir sehen: Auch wenn das Auto schon oft dort stand (analog: auch wenn die Temperaturen auf der Erde schon oft so hoch waren), ist der entscheidende Faktor doch die Geschwindigkeit, mit der man sich diesem Zustand (Wand, Temperatur) nähert.

4. Infraschall

Mehr Vergleich als Metapher, ist dieser Fakt auch kommunikativ sehr wertvoll:
· Infraschall Windrad ca. 50-70 Dezibel
· Infraschall im fahrenden Auto ca. 85-110 Dezibel
· Infraschall am Strand ca. 70 Dezibel (.pdf)
Selbst eine normale Unterhaltung kann einen höheren Schalldruck aufweisen, als eine WEA, wie uns diese Grafik anschaulich zeigt:

5. Der Kühlschrank im brennenden Haus

Wenn mal wieder Schnee fällt, und das halbe Internet darüber referiert, es könne keinen Klimawandel geben: Steht dein Haus in Flammen, dann wird irgendwann der Kühlschrank platzen. Platzt der Kühlschrank, so liegt erstmal Eis auf dem Boden. Ergo: Es ist an einer Stelle am Boden kälter als normal, weil das Haus brennt. Die Kühlschrankwand kann als Jetstream interpretiert werden: Geht die kaputt, kann sie die Eiswürfel/Polkälte nicht mehr zurückhalten.
By the way: „Unser Haus brennt“ ist an sich schon eine Metapher. Wie wir wissen, ist sie eingängig und wirkungsvoll.

6. Don’t Look Up

Der Film Don’t Look Up, den wir alle kennen und lieben, ist in sich eine Metapher. Teilweise für die Coronaleugner, da die Pandemie in die Produktionszeit des Films gefallen ist – der Komet Dibiasky selbst ist ein metaphorisches Bild für die Klimakrise.
Ziemlicher Hollywood-Quatsch – und trotzdem ein wertvoller Film – ist Roland Emmerichs The Day After Tomorrow. Hier wird ein klimatischer Kollaps so nachgespielt, dass auch Actiofans auf ihre Kosten kommen – und damit von Szenen erreicht werden, die z.B. die amerikanische Abschottung an der Grenze zu Mexiko hinterfragen. Und so sehr der Film wissenschaftlich weh tut, ist es sehr wichtig, die wissenschaftsfernen Menschen zu erreichen. Das tut dieser alberne Streifen.
Unter vielen weiteren Filmen, sei noch Avatar erwähnt. Diese Filmreihe macht die Liebe zur unberührten Natur und das Desaster ihrer Ausbeutung im Sci-Fi-Gewand mehr als deutlich. Und auf Platz 1 (Avatar 1) und Platz 3 (Avatar 2) der erfolgreichsten Filme aller Zeiten, konnte diese Botschaft weit verbreitet werden.

7. Krieg

Au weia, was kommt denn jetzt?
Diese Metapher zielt auf unser eigenes Verhalten in der Klimadebatte. Wir wissen, dass Klimadebatte und Klimaschutz diversen Angriffen ausgesetzt sind – orchestriert vom fossilen Lobbyismus, ausgeführt von rechts-konservativen, neoliberalen und rechtsradikalen Akteuren. Niemand wird so naiv sein, zu glauben, dass diese Angriffe unstruktireirte Zufälle wären. Ein strukturierter Angriff zwingt zur strukturierten, planvollen Verteidigung. Und hier greift die Kriegsmetapher – so sehr sie auch dem Bauchgefühl widersprechen mag: Art und Intensität des Angriffs bestimmen die Waffen der Verteidigung.

Es existieren unzählige weitere Metaphern. Andere wurden noch nicht einmal entdeckt. Folge also deiner Phantasie und achte immer darauf: Willst du eine Botschaft übermitteln, so muss die Art der Vermittlung dafür geeignet sein. Und geeignet ist Sprache nur, wenn sie auch verstanden wird. Verstanden?

Veröffentlicht unter klima, klimawandel, kommunikation | Verschlagwortet mit , , , , , , , , , , , , , | 1 Kommentar

Friedrich Merz und die Pädophilie


Pädophilie ist eine Störung der Sexualpräferenz – im Großen und Ganzen also eine psychische Störung. Es ist durchaus nachvollziehbar, dass Menschen mit einer solchen Störung nicht in der Kita arbeiten sollten. Ein solches Verbot macht Sinn…

…und es führt uns auf schnellen Schritten zu Friedrich Merz. Der soll in diesem Artikel sinnbildlich für eine ganze Flut an Politikern stehen, die in der Politik so wenig verloren haben, wie Pädophile in der Kita. Worum geht’s?

Soziopathische Verhaltensmuster

Soziopathische Verhaltensmuster zeichnen sich durch mangelnde Empathie, durch rücksichtsloses, auf den eigenen Vorteil ausgerichtetes Verhalten aus. Manipulation ist ein gern verwendetes Werkzeug, manche Soziopathen¹ haben Freude am Leid anderer: Sie wollen die Welt brennen sehen! Das Hineinversetzen in die Sorgen und Lebenswelten ihrer Gegenüber fällt Soziopathen schwer.

Nun ist es die Aufgabe von Politik, einen Sozialverbund (Gesellschaft) zu strukturieren. Der eigene Vorteil sollte dabei irrelevant sein, es geht ja um „die Menschen“, wie es zu betonen auch die Politik nicht müde wird. Eine Person mit deutlichen soziopathischen Mustern in einer politischen Position ist daher so schädlich und widersinnig, wie der Pädophile in der Kita.

Psychopathische Verhaltensmuster

Auch die psychopathische Person zeigt stark antisoziale und egoistische, teils narzisstische und zur Kriminalität neigende Charakterzüge. Psychopathen¹ sind oftmals gesellschaftlich funktional: Sie wissen, wie sie sich verhalten müssen, und sind durchaus dazu in der Lage, Karriere zu machen, ohne weiter aufzufallen. An ihrer asozialen Grundmotivation ändert das wenig.

Auch hier sei die Frage erlaubt: Sollten Menschen mit klar psychopathischen Verhaltensmustern Ämter bekleiden dürfen, in denen sie über das Wohl und Wehe anderer entscheiden? Vor allem, wenn diese Störung messbar ist? Sprich: Der Psychopath in der Politik ist ebenso fehl am Platze, wie der Pädophile in der Kita.

Narzissmus

Narzissmus ist nicht nur eine überdrehte Ich-Bezogenheit. Er äußert sich in Selbstüberschätzung und der Unfähigkeit, Kritik anzunehmen und die eigenen Bedürfnisse hinter die Bedürfnisse anderer zu stellen. Auch das natürlich verkürzt gesagt – die individuelle Komponente soll nicht unterschätzt werden.

Wir haben nun Donald Trump vor dem inneren Auge, was gute Gründe hat, auch wenn wir uns die Ferndiagnose sparen sollten. Gehen wir den Weg der Fernvermutung, dann liegt eben jene Vermutung nahe, dass Donald Trump einen astreinen Narzissten darstellt. Und hier wird offensichtlich: Ein astreiner Narzisst hat in der Politik so wenig verloren, wie ein Pädophiler in der Kita.

Machiavellismus

Noch ein paar Worte zum relativ unbekannten Machiavellismus. Hier finden wir wieder soziale Verhaltensprobleme, fragwürdige moralische Bindungen (bzw. keine Bindung) und eine verzerrte Realitätswahrnehmung. Psychopathie, Narzissmus und Machiavellismus bündeln sich in der sogenannten Dunklen Triade, in die es sich mit Blick auf die Politik sehr lohnt, genauer hinzusehen.

Um die Macht der Wiederholung auszuspielen: Wer mit „schlechter“ Moral und einer verschobenen Realitätswahrnehmung daher kommt, hat in der Politik nichts verloren – analog zum Pädophilen in der Kita.

Drogen

Nun kann problematisches Verhalten auch durch den Missbrauch von Substanzen ausgelöst bzw. verstärkt werden. Kokain, Uppers, Downers und so weiter… greifen tief in das Gehirn der Nutzer ein. Letztlich führen sie zu einem drogeninduzierten Verhalten und damit in letzter Konsequenz zur mangelnden Eignung für Führungspositionen.

Von der Polizei bis hin zum Busfahrer: In sicherheitsrelevanten Berufen wird genau hingeschaut. Dass der Beruf des Landes- und Bundespolitikers besonders sicherheitsrelevant ist, fällt dabei den wenigsten auf. Und dass sowohl Christoph Daum als auch die CDU beim Kokain-Verdacht davon sprechen, eine Haarprobe sei überflüssig, sollte eben jene Probe nach sich ziehen: Allein schon, um die postulierte Unschuld zu beweisen.

Fazit

Gesetze brechen und die Menschen belügen, Populismus, Egoismus, Selbstbereicherung und das berühmte Fähnchen im Winde – all das ist in der Politik normal. Würde ein (nicht pädophiler) Kita-Mitarbeiter auch nur einen Tag auf diese Art und Weise agieren (arme Kinder beschimpfen, Spielzeug klauen, die Kinder Stunden vor Kitaschluss auf die Straße setzen usw.), er wäre seinen Job schnell los – zu Recht!

Doch die Politk bleibt unbehelleigt – eine Eignung für die wohl einflussreichste Berufsgruppe (neben den messbar soziopathieanfälligen CEOs) bleibt außen vor. Und gerade die Forschung zur Soziopathie zeigt deutlich: In Führungsrollen fühlen sie sich besonders wohl. Ergo: Auch in hohen politischen Ämtern.

Nun, lieber Friedrich Merz, wollen Sie sich nicht mal testen lassen? Wäre ja schade, wenn Sie im Herzen (in den Worten Tadzio Müllers: „Vermutlich ein Arschloch“) ein German Psycho auf hohem Posten wären.

.

¹) Man spricht landläufig vom Soziopathen und Psychopathen. In der Psychologie sind diese Begriffe veraltet. Es wird differenzierter auf die einzelnen Muster geachtet. An der Sache selbst ändert sich dadurch nichts, da die Differenzierung in der Beschreibung liegt, nicht im Verhalten selbst.

Veröffentlicht unter Bewerte den Politiker, Uncategorized | Verschlagwortet mit , , , , , , , | 4 Kommentare

Steve Bannon, AfD & Co. – die Hunde sind los!


Der Angriff auf die Demokratie und (eng damit verknüpft) progressiven Klimaschutz entstammt einer Haltung, die sich von ExxonMobil bis Donald Trump quer durch die Köpfe alter weißer Männer zieht. Ein transatlantischer Spaziergang gibt uns Einblicke in die mentalen und organisatorischen Verbindungen dieser Gruselonkels – bis tief in die deutsche Politik.

Beginnen wir unseren Spaziergang mit einer Notwendigkeit in Krisenzeiten – der Stärke: Ein starkes (resilientes) Ökosystem kann nach der Flut auch eine Dürre überstehen, eine starke (resiliente) Wirtschaft kann nach der Pandemie auch einen Krieg überstehen… und so weiter. Ist etwas (z.B. eine Gesellschaft) nicht stark genug, sich selbst zu helfen, dann sucht es Hilfe bei denen, die stark erscheinen. Um im Bilde zu bleiben: Falle ich in Küstennähe von einem Schiff (Krise), dann rette ich mich auf einen Felsen und nicht auf einen schwimmenden Wackelpudding. Selbst wenn der Felsen hart und kratzig ist.

Dieser Hebel ist für die Neuen Rechten ein Hauptwerkzeug, das sie meisterlich zu bedienen wissen. Und das geht so:
➝ echte oder scheinbare Krisen erzeugen
➝ den politischen Gegner als „schwimmenden Wackelpudding“ darstellen und
➝ sich selbst als den Fels in der Brandung.
Betrachten wir diese drei Bestandteile genauer, dann fällt auf, dass es nirgendwo um Sachlichkeit oder gar Lösungen geht – es geht ums Framing (Situation als Krise, Gegner als Krisenursache und Schwächling, sich selbst als Rettung). Mit Blick auf die ganzen Grusel-Sharepics von AfD bis Trump springen solcherlei Framings regelmäßig ins Auge.

Moment mal: Stärke, Politik, die AfD… und dazu ein Bild vom reichsten schlecht erzogenen Jungen der Welt und dem argentinischen Volker Wissing auf Steroiden? Wie passt das nun zusammen? Das passt gefährlich gut!

Auf gesellschaftlicher Ebene ist Stärke mit einem Machtsystem gekoppelt: Wer im Machtsystem weit oben steht (Machtsystem Kapitalismus: Elon Musk / Machtsystem argentinische Politik: Javier Milei) ist in diesem System eine starke Figur. Schließen sich nun einzelne solcher Figuren – Person oder Institution – in einer Interessensgruppe zusammen, dann potenziert sich die Macht und die mit ihr assoziierte Stärke. Im Falle von Musk und Milei passiert genau das: Der nach unbegrenzter Freiheit (für sich selbst) kreischende Bengel aus dem Krieg-der-Welten-Kindercomic kollaboriert mit dem anarchokapitalistischen Anti-Politiker aus Argentinien: Sie wollen gemeinsam Bodenschätze plündern.

Die Verbindung Musk-Milei macht eine Grundhaltung deutlich: Hinter den Allianzen zwischen Anarcho-Kapitalisten, Faschisten und den neoliberalen Gralshütern des Turbokapitalismus steht weder das Bedürfnis nach Klimaschutz durch Elektromobilität (Musk), noch eine Verbesserung der wirtschaftlichen Situation durch Bürokratieabbau (Milei), weder der Kampf gegen kinderfressende Reptiloiden (Trump), noch eine angebliche Liebe zur Heimat (AfD). Was diese auf den ersten Blick sehr unterschiedlichen Klatschkasper zusammen führt, das ist ihre Grundhaltung zum Leben: „Ich will die absolute Freiheit! Für mich! Alle Regeln werden aus dem Weg geräumt!“

Um zu erkennen, was das für uns bedeutet, müssen wir ein paar Umwege gehen:

Umweg 1: Ökologie & Klima

Die berühmte Klimastudie von ExxonMobil ist ein Paradebeispiel für das, was sich unter dem Begriff „Raubtierkapitalismus“ zusammenfassen lässt: Man wusste genau, in welchen Kollaps das Verbrennen von Öl, Kohle und Gas unseren Planeten treibt. Für das eigene fossile Geschäftsmodell (Applaus vom Neoliberalen) war den damaligen Entscheidungsträgern selbst der Verlust des Planeten recht. Sie wussten in den 70ern ja, dass sie selbst kaum noch betroffen sein werden – und die heutigen fossilen Superreichen unterschätzen einfach die Gefahr.

Bei Ökologie und Klima erweitern sich die Regeln von der Gesellschaft auf die Physik. Wer aber die ebenfalls einschränkenden Regeln der Physik nicht akzeptieren will, der muss sich eine Phantasiewelt abseits dieser Regeln schaffen. Zur Legitimation werden alternative „Fakten“ durch rechtslibertäre und wissenschaftsfeindliche Denkfabriken in die Welt gesetzt. Verbreitet werden diese „Fakten“ dann auf dem zweiten Bildungsweg (Social Media etc.) von Klaus-Dieter aus der Lausitz, der seit seinen Zeiten bei Querdenken Twitter und Co. für sich entdeckt hat

Neben der gezielten Manipulation der Öffentlichkeit, wirken die Anti-Klimaschutz-Denkfabriken auch in ihre eigene Szene hinein. Da geht es natürlich weniger um die Masse, als um einzelne Köpfe auf interessanten (weil einflussreichen) Posten. Je öfter z.B. ein Bundestagsvizepräsident Kubicki aus dem sahnegepinselten Munde eines „Wissenschaftlers“ hört, das mit dem Klima sei ein afrikanisches Problem, desto fester glaubt er diese süße Lüge. Am Ende ist es Kubickis Stimme, die für die Zwecke der Öffentlichkeitsarbeit besonders wertvoll ist: „Aber der Vizebundestagspräsident hat gesagt…“

Und die Lüge trifft auf gut genährten Boden. Immerhin sitzen die Lobbyisten bis weit in die politische Mitte am Tropf der fossilen Industrie, da will man gerne glauben, dass das eigene Geschäftsmodell überhaupt kein Planetenkiller sei und dass sich das Klima schon immer gewandelt habe. Bei guter Bezahlung klingen die Lügen besonders süß, verbreitet z.B. durch das im deutschsprachigen Raum bekannte Briefkasten-Institut EIKE e.V. aus Jena:

Umweg 2: Donald Trump

Selbstverständlich ist das Jenaer „Institut“ mit der transatlantischen Klimaleugner-Szene gut vernetzt (Bsp: Heartland Institute, Bsp 2 CFACT). Gut vernetzt – und hellauf begeistert von Donald Trump, wie dieses in all seiner Absurdität „lesenswerte“ Interview mit Michael Limburg (Vizepräsident EIKE e.V.) zeigt.

Dass Donald Trump – der Gottkaiser des neoliberalen Rechtsnationalismus – den menschengemachten Klimawandel leugnet, ist keine Neuigkeit. Auch, dass Trumps Maschinerie den fossilen Konzernen den roten Teppich ausrollt, ist altbekannt. (Wie weitreichend die Verbindungen zwischen der amerikanischen Rechten und der fossilen Industrie auch hierzulande sind, mag dieses lesenswerte Interview aus dem Jahre 2014 veranschaulichen.) Was Donald Trump noch gefährlicher macht, als zu seiner ersten Amtszeit, ist, dass er sich auf einem Rachefeldzug befindet. Und seine fossilen Förderer? Mit Blick auf die Alternativlosigkeit der Energiewende ist die mächtigste Industrie des Planeten im Existenzkampf angekommen – auch sie führt ihren Kampf mit allen Mitteln!

Donald Trump, Spendenliebling des fossilen Sektors in den USA, ist ein willkommener Eisbrecher für das nächste und übernächste Projekt von Öl und Gas. Wer mit der Weltvernichtung noch ein bisschen Geld verdienen will, der wählt und fördert Trump – in dessen Schatten man schließlich tun und lassen kann, was man möchte. Joe Biden hingegen, der zumindest Anflüge ernsthafter Klimapolitik erkennen lässt, bekommt für seinen Wahlkampf auch 2024 nur wenig Geld aus fossilen Lobbyquellen. Was logisch ist: Klimaschutz ist der Hauptgegner fossiler Gewinne – Donald Trump spielt sich als deren Rettung auf.

Umweg 3: Steve Bannon

Hinter jedem egozentrischen Wahnsinnigen steht ein Team – oder weitere egozentrische Wahnsinnige. Einer davon ist Steve Bannon, eine Art podcastender Walrossmensch. Der ist nicht irgendwer, Bannon ist der mediale Präsidentenmacher hinter Donald Trump. Ohne Bannon und Breitbart wären die Wahnsinnigen vermutlich nie so aufgeblüht, via transatlantischem Echo gilt das in Deutschland nicht zuletzt für Querdenken und eben die AfD (in den USA: Q-Anon und die MAGA-Republikaner).

Hier sei der (wichtige!) Hinweis erlaubt: Die breite Masse ist kein intellektuell gepflegter Bildungsbürger. Die breite Masse zu gewinnen heißt, massentaugliche Methoden einzusetzen – und die wirken da, wo sie auch die schwachen Glieder einer Kette beachten. Die Werbeindustrie macht es uns seit Jahrzehnten vor: Mit Gefühlen, Bildern und (relativ) einfacher Sprache ist die Wirkung am größten! Selbst in der intellektualisierten Klimaszene verbreiten sich Bilder mit Sprüchen schneller, als die letzte Studie vom PIK. So tickt der Mensch, ganz gleich, welches Niveau er seinem Oberstübchen zuschreibt – Steve Bannon hat das verstanden und weiß es auch zu nutzen.

(Nicht Steve Bannon, sondern Putins Guru Alexander Solschenizyn)

Was Bannon mit Blick auf seinen Charakter auszeichnet, ist Rücksichtslosigkeit und populistisches Gepolter, gepaart mit der Fähigkeit des Netzwerkens und der Stilisierung seiner selbst (bzw. seiner Auftraggeber) zum Faszinosum. Die Unterwerfung der MAGA-Irren unter Donald Trump ist auch Steve Bannons Werk, der z.B. mit Breitbart News schon früh in dieses Horn gestoßen hat.

Nach seinem Wirken am höchsten Amt der Welt, hat sich Bannon nun Europa zugewandt. Das Ziel ist eine Allianz der Neofaschisten, er selbst als Guru und Königsmacher kommender Regierungschefs.

Make „Heil Höcke“ Great Again!

Schon vor Jahren haben Steve Bannon und die AfD Kontakt geknüpft. Wie haltbar und stetig dieser Kontakt seither gelaufen ist, ist von außen schwer zu sagen. Trotzdem sehen wir eine Entwicklung: Die Methoden von Bannon haben über die AfD Einzug in die politische Meinungsbildung erhalten, mittlerweile sehen wir sie in einem weiten Spektrum, von AfD über FDP und CDU/CSU, bis hin zur Wagenknecht-Partei. Viele der Methoden, mit denen sich solcherlei verantwortungslose Flachflöten in der öffentlichen Debatte generieren, lassen sich unter Flood The Zone With Shit zusammenfassen: Eine Strategie, die Steve Bannon groß gemacht hat. Mit dem Ziel, die lösungsorientierte Debatte klein zu machen. Eben jene Art der Debatte (lösungs- nicht egozentriert), die ihm klare Grenzen aufzeigt: Gesellschaftliche Grenzen, rechtliche Grenzen, moralische Grenzen, physikalische Grenzen.

2024 hat Steve Bannon angekündigt, die AfD über 50% der Wählerstimmen treiben zu wollen. Das klingt im ersten Moment nach den feuchten Träumen eines alten weißen Mannes, doch sollte man Bannon schon mit Blick auf seine Biografie nicht unterschätzen: Mag sein, dass es für die AfD alleine keine 50% werden. Und trotzdem zeigt uns das massenhafte Wegknicken der ehemals Liberalen und Konservativen im Lande, wie schnell und umfassend die Hetzer vom rechten Rand über die Mitte herfallen können – wenn die sich nicht wehrt! Mit Bannons Fähigkeit, strategische Bündnisse zu knüpfen und die Öffentlichkeit hinter die Fichte zu führen, spielen haltungslabile Machtmenschen wie Friedrich Merz durchaus eine Rolle in den Überlegungen: Wer fällt wie weit ins rechtslibertäre Lager und welche Partei oder Gruppe oder Prozente bringt er mit? Vergessen wir nicht: Union und AfD zusammen halten zur Zeit die Mehrheit im Lande (Stand 13.04.2023). Und die Strategie, die die Christliche Union „gegen“ die AfD fährt, ist an antichristlicher Idiotie ja kaum zu überbieten: „Du willst meine Kinder schlagen? Das mach ich selbst, dann schlägst du sie nicht!“

Um möglichst viele Liberale und Konservative anzulocken, will Bannon seinen Podcast (WarRoom) auch in Deutschland an den Start bringen (WarRoomBerlin). Noch suche er einen geeigneten Moderator, was reflexhaft den Gedanken an Julian Reichelt aufdrängt. Da wollen wir nur hoffen, dass Bannon wirklich so blöde ist, den in der breiten Bevölkerung verbrannten Kokser mit dem Frettchenblick zu engagieren. Nur: So blöde wird er nicht sein. Daher sei die Prognose gewagt, dass ein Typ der Kategorie „Dieter Nuhr“ diese Rolle übernehmen wird. Nach außen seriös und anschlussfähig, innen drin ein opportunistischer Hetzclown allererster Güte. Da solche Leute schwer zu finden sind, mag Bannons öffentlicher Hinweis auf seine Suche durchaus als Einladung zu verstehen sein.

Der Kreis schließt sich

Kommen wir zurück zu Elon „Starlink“ Musk. Der hat via Twitter-Debatte zuletzt mit Björn „Bernd“ Höcke gekuschelt und zeigte sich beinahe traurig darüber, dass man in Deutschland nicht einfach so Parolen der SA sagen darf. Da bleibt die Frage offen, ob Höcke als Person auf Musk eine gewisse Faszination ausübt. Eine Frage, die in ihrer Dimension alles an Absurdität und Gruselfaktor enthält, was die Welt im Jahre 2024 mit sich bringt: Ist der on/off-reichste Mensch der Welt von Hitler 2.0 fasziniert?

Bannon scheint bei Musk ein weniger gutes Händchen zu haben. Es bleibt zu vermuten, dass Bannon nicht anders kann, als sich sein Umfeld möglichst gefügig zu machen – was mit einem narzisstischen Typen wie Donald Trump noch funktionieren kann (Endgegner: Jared Kushner), geht bei Buck Rodgers 2.0 natürlich schief: Der (t)wittert die versuchte Unterwerfung, steigt in seine Rakete und zieht ab. So oder ähnlich, das Ergebnis soll uns recht sein!

Interessant ist Musk auch, weil er sich – zum Glück! – nicht gänzlich an das rechte Schema hängt. Der Klimawandel war und ist existent in seiner Wahrnehmung. Und er ist eine tatsächliche Bedrohung. Damit ist Musk für einen Kampf gegen die freiheitliche Demokratie nur mit Abstrichen zu gebrauchen: Ihm geht es – wie all diesen Typen – vor allem um seine eigene Freiheit. Doch als Visionär ist er der Zukunft zugewandt – ganz egal, welche groschenromanartige Variation eines Visionärs er auch sein mag.

Trump, Bannon und die AfD sind ewig Gestrige, was mit Musk nicht wirklich harmoniert. Und sie haben die fossile Industrie auf ihrer Seite, für die sie Regel um Regel aus dem Weg zu räumen versuchen. Musk steht abseits der fossilen Industrien, hat sie früher sogar als Gegner angesehen. Heute sind sie ihm zumindest egal. Der Kampf gegen die Energiewende ist einfach nicht der Kampf von Elon Musk.

Noch ein Umweg: Russland

Wenden wir den Blick von West nach Ost, so steht uns mit Russland die (blutverschmierte) „Tankstelle der Welt“ gegenüber. Sie führt zur Zeit im eigenen Land den Faschismus ein, der dort – quasi als Echo des fossilen Raubtierkapitalismus unter der mafiösen Putin-Regierung – eine logische Folge ist: Die Konzentration von Macht, erschaffen aus der Ausbeutung der heimischen Rohstoffgebiete, wendet sich gegen die eigene Bevölkerung. Denn wer Macht auf sich konzentrieren will, der muss sein Umfeld entmächtigen (so steht es in der Diktatorenfibel).

China hingegen scheint sein eigenes Spiel zu spielen – wie so oft: Man lässt Russland gewähren und unterstützt den Angriffskrieg ähnlich schwachbrüstig, wie der Westen die ukrainische Verteidigung unterstützt. Die Folge: Billiges Gas und billiges Öl fließen von Russland nach China – Indien ist auf das Trittbrett aufgesprungen, der Westen hängt mit dran. Für China ist das eine ideale Situation, in der sich Russland (von Chinas Gnaden abhängiger Lieferant von Gas und Öl) und Europa (wirtschaftlicher Markt und politischer Gegner) gegenseitig schwächen.

Wenig überraschend hat die russische Propaganda in Deutschland die Energiethemen für sich entdeckt: Die tote Kuh der Atomenergie, die Verschwörungserzählungen rund um Nord Stream 2, das Gefasel von Blackouts, von erfrierenden Mittelstandskindern mitten in Berlin und so weiter. Nicht umsonst nimmt solches Zeug in Putins Propaganda viel Raum ein. Und – Zufall, ick hör dir trapsen – die linke (BSW) und die rechte (AfD) Putinknecht-Partei führt das Thema auf ganz ähnliche Art und Weise durch die Manege.

Dass nun der Haus- und Hofberichterstatter der amerikanischen Neurechten – Tucker Carlson – zum kritikbefreiten Interview mit Putin bereit gestanden hat, spricht Bände. Eine USA unter Donald Trump versteht sich nicht als Weltpolizei (wir mögen sie nicht, doch manchmal brauchen wir sie), sondern als Dealmaker. Und wenn der Förderer der US-amerikanischen Öl- und Gasindustrie eine Busenfreundschaft mit der Tankstelle der Welt eingeht – die schon einmal seine Wahl zum Präsidenten unterstützt hat – dann heißt es: Klimakollaps, wer soll dich noch aufhalten?

Glücklicherweise gibt es auch im republikanischen Lager Personen, mit denen der egozentrische Wahnsinn nicht völlig durchgegangen ist – Tucker Carlson scheint auch ihretwegen sein Gespräch mit dem Kreml-Gremlin im Nachhinein kritisch zu kommentieren. Und so ist der Kampf zwischen wertkonservativ und MAGA-gaga nicht zu Ende. Und mit Steve Bannon und der AfD wird dieser Kampf vermehrt in Deutschland geführt – das die Rechten wohl als leichtes und lohnenswertes Opfer in Europa identifiziert haben.

Fazit

Bannon, Trump, AfD… und im Hintergrund die fossilen Geldtöpfe, die auch gerne mal rechtsoffenen Wahlkampf finanzieren. „Follow the money“ trifft hier auf „follow the Geisteshaltung“. Denn das Geld ist ja nur ein Mittel zur Machtausübung, während die Geisteshaltung den Antrieb darstellt: Bei fossiler Industrie, Anarcho-Kapitalismus, Narzissmus und Faschismus ist die Haltung im Grunde dieselbe. Und sie ist der Kit, der diese plumpen Egomanen als Interessensgruppe zusammen hält: „Ich will die absolute Freiheit! Für mich! Alle Regeln werden aus dem Weg geräumt!“

Für uns heißt das sehr einfach: Der Angriff auf „die Freiheit der Anderen“ ist fulminant, der Gegner ist weltweit vernetzt und bestens finanziert (Recherchetipp: Rex Tillerson). Seine Finanzgeber aus der fossilen Industrie sind im Endkampfmodus angekommen, für sie gilt „alles oder nichts“. Was das mit Blick auf das Kampfgebiet der Klimadebatte heißt, sagt uns jene berühmte Klimastudie von ExxonMobil klar und deutlich: Für den kurzfristigen Gewinn kann gerne ein Planet geopfert werden! Was ist da schon ein angegriffenes Land (Ukraine), eine schwankende Demokratie (USA, Europa) oder das millionenfache Leid unter dem Joch der Klimakatastrophe?

Und was ist der aufkeimende Faschismus für solche Leute? Er ist ihnen ein nützliches Werkzeug, um die eigenen Interessen durchzusetzen: „Ich will die absolute Freiheit! Für mich! Alle Regeln werden aus dem Weg geräumt!“ Wer bei solchen Leuten auf moralische Einsicht wartet, der wird dieses „Wegräumen“ schon bald per Handschlag am eigenen Vorgarten begrüßen.

Für die Verteidiger einer lebenswerten Zukunft heißt es: Lasst den Wackelpudding zuhause, holt die wirkungsvollen Apparaturen heraus. Weil: Die Intensität des Angriffs bestimmt die Waffen der Verteidigung. Das wusste schon Stephen King:

Nachtrag 21.04.2024

Am 20.04.2024 stimmte der Kongress der USA nach langer Hängepartie für das dringend benötigte Hilfspaket für die Ukraine. Treibende Kraft hinter diesem recht überraschenden Coup ist der Republikaner Mike Johnson, seit Oktober 2023 Sprecher im Kongress. Mit unserem Thema hat das erstmal nichts zu tun – der Applaus für Mike Johnsons Initiative soll trotz des folgenden Absatzes unterstrichen werden.

Mike Johnson steht dem Kreationismus nahe. Den Klimawandel leugnet er. Er erhält massive Spenden der fossilen Industrie. Und hier sehen wir an einem Beispiel, das aus völlig anderen Gründen (Ukrainehilfe) ins Rampenlicht gerückt ist, das immer und immer wieder auftretende Muster: Klimawandelleugnung wird durch fossile Industrien gefördert. Was ExxonMobil in den 1970ern begonnen hat, ist weiterhin eine wichtige Säule der fossilen Marktstrategie.

Veröffentlicht unter klima, klimawandel, kommunikation, Uncategorized | Verschlagwortet mit , , , , , , , , , , , , | Kommentar hinterlassen

Krisen und Flexibilität


Die Dinge können auf dreierlei Wegen gehen: Den gewohnten Gang (1), den überraschend guten (2) und den überraschend schlechten Gang (3). Das Problem unserer Gesellschaft ist, dass wir scheinbar nichts anderes mehr können, als den gewohnten Gang. Denn der hilft uns heute nicht – der macht es nur noch schlimmer.

Es brennt in der Welt: Kriege ploppen auf, die Klimakrise macht ordentlich Alarm, die Ökosysteme sterben wie die Fliegen und der Faschismus wittert Morgenluft (mit dem Ziel, die Morgenluft mit schwarzem Rauch zu verpesten). Dass wir in einem Zeitalter der Krisen angekommen sind – und dass die Pandemie nur ein Aufgalopp war – sollte den Menschen mittlerweile klar sein. Okay, es gibt auch die kognitiv komplett Ausgehebelten, aber die wählen AfD und BSW und sind unrettbar verloren.

Betrachten wir zuerst das Prinzip einer veränderten Situation: Situation A (z.B. Winter) fordert einen gewissen Umgang mit ihr. Beim Winter können wir z.B. warmen Tee trinken, uns eine flauschige Strickjacke umhängen, miteinander kuscheln und das heimische Lagerfeuer höher drehen. Nun verändern wir die Situation: Aus Winter wird Sommer. Was macht das nun? Praktikabel gesprochen: Saftschorle statt Tee, T-Shirt statt Strickjacke und das Lagerfeuer wird gelöscht (Kuscheln bleibt, nur eben mit weniger Stoff auf der Haut). Würden wir uns in einer veränderten Situation nicht selbst verändern (also unser Verhalten), dann hätten wir ein Problem. Im Winter-Sommer-Beispiel würden wir schwitzen, eventuell sogar kollabieren.

Die Fähigkeit zum Sich-Selbst-Verändern im Angesicht sich verändernder Umstände, das ist die Flexibilität. Und sie ist eine der wichtigsten Eigenschaften des Homo sapiens: Ohne die Flexibilität im Kopf hätten wir in der wilden Natur nie eine Chance gehabt (wir hätten nie Werkzeug oder Kleidung entworfen). By the way: Die Flexibilität im Magen, die uns eine Vielfalt an Nahrungsquellen eröffnet, ist ebenso eine wichtige Säule der Eroberung (und leider: Unterwerfung) der Welt. Kurzum: Die Flexibilität ist unser wichtigstes Werkzeug in einer sich verändernden Welt!

Wir haben zu Beginn drei mögliche Ebenen des Seins angesprochen:
· den gewohnten Gang (1)
· den überraschend guten Gang (2)
· den überraschend schlechten Gang (3)
Punkt (3) ist die Krise, hier geschehen unerwartete Dinge, die die Sicherheit, Leistungsfähigkeit usw. angreifen oder gar außer Kraft setzen. Im Gegensatz zum Alter, das bekanntlich die körperliche und kognitive Leistungsfähigkeit angreift und letztlich in den Tod führt, sind Krisen nicht Teil des normalen und erwartbaren Gangs der Dinge. Eine Krankheit kann eine Krise darstellen, je plötzlicher und heftiger, desto krisenhafter. Die Klimakrise ist hierbei eine Krankheit auf planetarer Ebene, die Neue Rechte zumindest eine Krankheit auf gesellschaftlicher Ebene. Unschöner Nebeneffekt: Die gesellschaftliche Krankheit heizt die planetare Krankheit gezielt an – das hierfür genutzte Gift nennt sich „Neoliberal“.

So viel zum Problem – kommen wir zur Lösung

Wie wir gesehen haben, kommt die Krise überraschend (bzw. relativ überraschend) und stört die üblichen Abläufe: Auch hier ist die Pandemie ein anschauliches Beispiel. Hält man eisern an den Abläufen der Vorkrisenzeit fest, so wird die Krise nicht gelöst, sondern gestärkt. Bei Corona wären es zig Millionen Tote gewesen. Beim klimatisch-ökologischen Kollaps stößt die Menschheit erstmalig in den Bereich von Milliarden Toten vor. Gerade die klimatisch-ökologische Bedrohung zeigt uns deutlich, dass eine Krise etwas anderes fordert, als das stupide „Weiter so!“ aus dem Werkzeugkasten patriarchaler Bockigkeit. Sie fordert Flexibilität!

Flexibilität beschreibt ein anpassungsfähiges Verhalten. Anpassung bedeutet reflexhafte Veränderung, aber auch bewusstes Umdenken. Und damit sind es die gewohnten Wege, die durch eine flexible Reaktion auf eine Krise infrage gestellt werden. Wir sind gefordert, eingeübte – und in der Vorkrisenzeit möglicherweise erfolgreiche – Wege zu verlassen und neue, unbekannte und ungeübte Wege zu betreten. Sprich: Wir müssen uns mit Hindernissen und Unwissen auseinandersetzen. Das Wunderschöne daran: Genau dafür ist das menschliche Gehirn gemacht!

Solche Narrative wie die kindliche Neugier, der Aufbruch in ein neues Leben und die Fähigkeit zur selbstkritischen Veränderung werden hoch geschätzt – zumindest als Eintrag im Sprüchekalender. Analog zur „wehrhaften Demokratie“ ist uns auch die Flexibilität so wichtig, dass wir sie bei vielen guten (und weniger guten) Gelegenheiten ans nächstbeste Plakat pinseln. Doch leben wir das auch, was wir so gerne behaupten?

Wo liegt nun das Problem?

Das menschliche Gehirn fährt vielgleisig. Bei aller Überlegenheit in Sachen Flexibilität, klammert es sich ebenso an der Gewohnheit fest. Und bei der Gewohnheit fällt uns eine unschöne Funktionsweise auf die Füße: Je länger und umfassender man sich an etwas gewöhnt, desto schwieriger ist es, aus dieser Gewohnheit wieder heraus zu kommen – man denke nur an die Umstellung der Ernährung!

Nun haben sich die westlichen Gesellschaften seit den 1950ern daran gewöhnt, in einem krisenbefreiten Luxus zu schwelgen, in dem die (Lebens)Wege vorgezeichnet und die weichen Sessel vorbereitet sind: Schule 🠒 Arbeit 🠒 Hochzeit 🠒 Kinder 🠒 Kreuzfahrt 🠒 Tod. Wir haben uns eine starre Welt gebaut, da uns diese Starre ein Gefühl von Sicherheit gibt: Erstmals hat 9/11 diese scheinbare Sicherheit infrage gestellt – doch viel zu schnell sind wir wieder in die Gewohnheiten verfallen, die unser ganzes Leben dominieren: Shopping und Fortpflanzung. Denn diese starre Welt hat einen prägenden Einfluss auf unsere Fähigkeit zur Felxibilität: Sie wird untergraben.

Die westliche Demokratie ist dabei wie ein Elefant (nennen wir ihn „Olaf“), auf den eine Lawine zu rast: Er fühlt sich groß und unumwerfbar – und bleibt einfach stehen. Wir sehen es bei SPD und FDP in der Energie-, Verkehrs- und Klimapolitik: Einfach weiter, wie in den 80ern. Wir sehen es bei der Kommunikationsstrategie der Grünen: Einfach weiter, wie in den 90ern. Wir sehen es in unserem privaten Umfeld: Einfach weiter, wie ist eigentlich egal.

Flexibler sind die Neuen Rechten und ihre willfährigen Zehenstreichler (ehemals Konservative). Man hat schnell gelernt, dass die alten Regeln heute nicht mehr gelten. Darauf bauen Kampagnen auf, die z.B. Patrick Graichen den Job und der Wärmepumpe ihren Siegeszug gekostet haben. Man hat gelernt, dass heute viel massiver mit Dreck und Steinen geworfen wird, als noch vor zehn oder zwanzig Jahren. Und man nutzt diesen Lerneffekt für strategische Machtpolitik, die sich sichtbar in den Umfragewerten abbildet.

Und jetzt?

Wir sehen also, dass wir uns in Krisenzeiten befinden: Althergebrachte Wege werden nutzlos, wer diesen Wegen weiterhin folgt (Stichwort: Appeasement-Politik), wird untergehen. Dass sich vor allem die Rechten und die neoliberalen Weltvernichter auf diese neue 2020er-Gesellschaft einstellen – und sie damit zunehmend formen – während ein großer Teil des progressiven Spektrums im höflichen Weiter-So verharrt, ist eine Inflexibilität, die wir uns im Angesicht dessen, was da auf uns zurollt (und teilweise schon überrollt), nicht mehr leisten können. Man kann diese Inflexibilität durchaus als Realitätsflucht bezeichnen.

Enden möchte ich – ausnahmsweise! – mit einem Zitat von Björn „Heil“ Höcke. Bzw. mit einer sinnigen Variation seines strunzbekloppten Männlichkeits-Zitats:

Wir müssen unsere Flexibilität wieder Entdecken! Denn nur, wenn wir unsere Flexibilität wieder entdecken, kann die Demokratie wehrhaft werden. Unter dem Druck der Krisen muss eine Demokratie wehrhaft sein! Wehrhaft nicht zuletz, um solche Schmalspur-Adolfs wie Björn Höcke und solche Vollblut-Adolfs wie Vlad Putin auf ihre Plätze zu verweisen.

Und hier, liebe gewaltfreie Bildungsgesellschaft, kommt der neu zu begehende Weg, der sich – wie übrigens jede Verteidigungsstrategie! – an der Art und Heftigkeit des Angriffs orientiert: Ohne etwas Badass in der Attitüde, ohne die Bereitschaft, die Angriffe auf unsere Zukunft mit aller Härte zurück zu schlagen, werden wir verlieren. Von Gene Hackmann zu lernen, heißt in diesem Fall: Siegen lernen!

Veröffentlicht unter Uncategorized | Verschlagwortet mit , , , , , , , | Kommentar hinterlassen

Schöne Worte von Rechts: Remigration & Konzentrationslager


Seit die Inhalte des potsdamer Treffens diverser Halb- und Vollblutfaschisten bekannt geworden sind, geistert ein spannender Begriff durch die öffentliche Debatte: Remigration.

Die Remigration bezeichnet – naiv betrachtet – die proaktive Unterstützung von Menschen mit Migrationshintergrund bei ihrer Rückreise in das Land, aus dem sie (bzw. ihre Vorfahren) gekommen sind. Das mag nach der typisch deutschen Gastfeindlichkeit klingen, aber als Steilvorlage für die sogenannte „Nazikeule“ kann doch dieses Wörtchen kaum dienen. Behaupten die Rechten…

Folgen wir der Debatte, finden wir weitere harmlos klingende Worte: So wird die Remigration auch als Rückführung bezeichnet. Nun ja, man führt eben jemanden dort hin zurück, wo er (oder die Vorfahren) hergekommen ist. Was kann daran schlimm sein? Noch weiter geht die Volksgesundung, die nun wahrlich nach etwas Gutem, nach etwas Gesundem klingt. Tatsächlich meint die Volksgesundung den organisierten Mord an allem, was als „krank“ definiert wird – also alles, was nicht bei drei „Heil Höcke!“ schreit. Weitere Beispiele für rechte Euphemismen gibt es wie Sand am Strand der Normandie, während die AfD und ihre Freunde (NIUS, WerteUnion, Hubsi Aiwanger) das Pferd der Unschuld reiten: „Wer wird denn gleich ‚Faschismus!‘ schreien?“

Schauen wir uns nun den echten, unleugbaren, totalen Faschismus an: Den Hitlerfaschismus. Der hat Millionen Juden und sonst wie unliebsame Menschen in Lager gesteckt, erschossen, vergast, zerstückelt, verbrannt… und auf jedwede andere Art und Weise massakriert, die sich eine kranke Seele nur ausdenken kann. Die hitlerschen Nazis haben getan, wovon die höckeschen Nazis (noch) träumen. Und so sagen uns die Begriffe aus dem Hitlerfaschismus sehr viel über die Faschisten unserer Zeit. Nehmen wir folgendes Beispiel:

Konzentrationslager

Wenden wir die Kommunikationsstrategie von Rechts anno 2024 auf den Hitlerfaschismus und seinen Vernichtungsapparat an, dann bliebe nur folgender Schluss übrig: „Das war alles nicht so schlimm. Die haben ja die Menschen in Konzentrationslager gesteckt. Und was macht man im Konzentrationslager? Na klar… man konzentriert sich!“ Im Zeitalter von Klickbait, Insta-Shorts und ADHS wäre also der eine oder andere Teenager im Konzentrationslager gut aufgehoben. Da kann er sich bestens auf den Frontalunterricht vorbereiten: „Kind, konzentriere dich!“

Analog zur Remigration (die doch nichts anderes sei als eine fröhliche Rückkehr zu den familiären und kulturellen Wurzeln) und all den anderen schön klingenden Worten von Reinheit und Ordnung, lügt hier der Euphemismus um die Ecke. Dass man nichts Böses damit meint, kann man natürlich ledersteif und kruppstahlfest behaupten – die assoziierte friedliche Welt, in der „der Neger zufrieden in seinem Negerland wohnt“, ist aber nicht die Realität. Diese nervige Realität, die Faschisten gerne verschleiern (bevor sie die Macht ergreifen), sieht eher so aus – laut Björn „Bernd“ Höcke kommen für die „Ausweisung via Schornstein“ 20 bis 30 Prozent der Menschen in Deutschland infrage:


Tja, liebe AfD-Nazis und Eure ultrakonservativen und radikalliberalen Steigbügelhalter, es ist eben nicht alles so, wie es der Faschist benennt. Die Geschichte hat uns doch gelehrt, dass es in einem Konzentrationslager nicht um die Konzentration geht (weder von Menschen, noch von Gedanken), sondern in erster Linie um die Vernichtung. Die Vernichtung von Menschen, von Leben, von Erinnerungen, von Familie, von Geschichte, von Liebe und so weiter. Und wer Menschen zu Millionen ermorden will, für den ist eine sprachliche Lüge auf dem Weg der Machtergreifung wahrlich kein moralisches Hindernis.

Euphemismen wie Remigration, Volksgesundung und das Konzentrationslager haben nur einen Zweck: Sie sollen den menschenverachtenden Grundgedanken unter die Leute bringen, während er sich an der sprachlichen Oberfläche mit seiner scheinbaren Harmlosigkeit gut entschuldigen lässt. Je öfter solche Worte in den täglichen (und irgendwann auch alltäglichen) Gebrauch hinein wandern, desto stärker erodiert die klare Kante gegen das, was wir nicht wollen: Die Umsetzung faschistoider Vernichtungsphantasien in der Realität. Richtig gelesen: „Nie wieder ist jetzt!“ ist keine woke Mode, mit der die Wartezeit zum Frühling überbrückt werden soll. Es ist der Widerstand, der sich dem Hitlerfaschismus leider viel zu spät entgegen stellte.

2024 haben wir eine neue Chance! Anstatt aus dem Untergrund heraus ein faschistisches Regime zu bekämpfen, können wir dieses Regime verhindern. Und deshalb sollten wir uns keinen Millimeter auf die Debatte einlassen, ob diese Remigration nun Deportation, Vernichtung oder einen lebenslangen Urlaub auf Bali bedeuten soll. Denn wir wissen es bereits: Ein Konzentrationslager klingt so unverfänglich wie die Remigration. Doch am Ende der Euphemismenschleuder wartet der Tod…


…auch für die, die ihn in die Welt gesetzt haben:

Veröffentlicht unter Bewerte den Politiker, kommunikation | Verschlagwortet mit , , , , , , , , , , | Kommentar hinterlassen

Taiwan – jetzt wird’s düster


Mit der eskalierenden Klimakrise hat die Weltgemeinschaft ein Riesenproblem. Ein Zweites mit dem Artensterben. Ein Drittes mit dem drohenden Massencrash im Weltraum. Wenn nun China die kleine Insel Taiwan angreift, dann wird es womöglich keine Weltgemeinschaft mehr geben, die darauf reagieren kann. Ein Szenario.

Zu Beginn sei gesagt, dass dieses Szenario keinesfalls so kommen muss – es ist mehr ein wildes Spekulieren im Kaffeesatz der Möglichkeiten, denn eine glaskugelklare Vorhersage. Erschreck dich also nur ein bisschen, vielleicht kommt alles anders¹.

Ausgangssituation

Pandemie, Krieg, Terror, Klima, Biodiversität… wir sind endgültig im Zeitalter der Krisen angekommen. Und während System um System an Stabilität verliert, wird die Wehrhaftigkeit unserer Demokratie chronisch überschätzt. Tatsächlich liegt sie irgendwo zwischen der Überempfindlichkeit dauerbetroffener Political Correctness und der turboliberalen Rücksichtslosigkeit eines Elon Musk… in Trümmern. Sprechblasen-Kanzler Olaf Scholz als menschgewordene Führungsschwäche ist wahrlich keine Hilfe. Hobby-Hitler Xi Jinping als Gegenbeispiel: Politisch straight und führungsstark, blöderweise menschlich völlig fehlgeleitet. Wie so oft in der Geschichte, herrscht auch anno 2023 ein gefährliches Ungleichgewicht zwischen führungsstarken Irren (Putin, Xi, Trump, Höcke) und der intellektuellen Elfenbeinturm-Weakness einer fett gefressenen Wirtschaftsdemokratie (z.B. SPD).

Apropos Hobby-Hitler: Das im Faschismus versinkende Russland hat sich wie ein tollwütiger Terrier in der Ukraine verbissen, die sich (zum Glück!) erstaunlich wehrhaft zeigt. Der Westen aber macht, was er immer macht: Er schwingt große Reden der Treue und weint innerlich um sich selbst, während der gepriesene Verbündete (Ukraine) am langen Arm verhungert. Anstatt Russland – und nicht zuletzt China! – zu zeigen, dass es klare Grenzen gibt, lassen wir die Menschen in der Ukraine gerade so sehr bluten, dass es unser Gewissen nicht zu dolle zwickt. Der irre Zitterclown im Kreml wirft währenddessen Division für Division in den menschlichen Fleischwolf, denn wie viele Menschen sterben und verstümmelt werden, das ist ihm ziemlich Kremljowskaja (dt.: Wurst). Mit einem Wort: Die Weltlage ist erbärmlich.

Nochmal zurück ins Reich der Mitte: China hat begriffen, welche Drastik der Klimakrise innewohnt. Der dortige Ausbau erneuerbarer Energien übersteigt alles bisher dagewesene – trotz weiterhin massiver Energieschöpfung aus Kohle und Gas. China nimmt einen klaren Kurs in die Zukunft, doch an einer 2° wärmeren Welt scheint es sich nicht so recht zu stören. Einen galoppierenden Klimawandel will man aber nicht riskieren, weswegen der Ausbau der Erneuerbaren auf dem Gerüst der unzähligen Kohleminen Sinn macht. Also einen machtpolitischen Sinn, ohne Rücksicht auf andere Länder oder die eigene Bevölkerung.

Das Gesamtbild schmeckt nach der Vorbereitung auf eine zersplitterte Welt im klimatisch-ökologischen Kollaps. Eine Welt, in der die militärisch stärkeren Länder sich die schwächeren einverleiben. Ein Angriff auf Taiwan passt ins Bild und kann diesem Szenario sogar Vorschub leisten – zugunsten Chinas. Mit großer Sicherheit ist der chinesischen Führung klar, dass das Reich der Mitte sich auf mittelfristige Sicht sowieso ausdehnen muss, wenn es seine Größe nur behalten will, denn auch China wird noch in diesem Jahrhundert klimatische Todeszonen haben. Der russische Lakai im Norden kommt da als dünn besiedelte Landmasse wie gerufen.

Die unfassbar abartige Attacke der Hamas auf Israel (und Bibis Reaktion) spielt weltpolitisch nur eine untergeordnete Rolle: Sie lenkt die Menschen ab, ist Wasser auf die Mühlen der Rechten, hat aber die Statik der Weltgemeinschaft nicht tiefgreifend verändert. Daher bleibt sie in diesem Artikel ein Randthema. Hier soll es um globale Zusammenhänge gehen.

Taiwan – jetzt wird’s düster

China kauft massig Gold und macht aus den Gründen keinen Hehl: Man will sich für einen Krieg gegen Taiwan rüsten. Auch Russland hat sich vor seinem Angriff auf die Ukraine mit Goldkäufen auf mögliche Sanktionen vorbereitet. Doch China hat einen dreifachen Vorteil: 1. Mit den Sanktionen gegen Russland besteht eine Blaupause zu dem, was es selbst zu erwarten hätte. 2. Es steht einem deutlich schwächerem Westen gegenüber, als Russland anno 2022. 3. Wirtschaftlich hängt der Westen vor allem an Chinas Tropf – trotz russischer Kohle, Gas und Öl. Die Aussagen aus dem chinesischen Regierungsapparat sind daher nicht nur unmissverständlich, sie sind glaubwürdig: Der Krieg gegen Taiwan wird kommen.

Wir sehen schon in der Causa der Hamas, dass die militärische Unterstützung des Westens für die Ukraine schwindet. Man möchte rufen: „Wehrhafte Demokratie, wo bist du?“ Da Taiwan ebenso wie Israel ein Verbündeter des Westens ist, sind die Folgen einer chinesischen Attacke auf Taiwan für den momentan größten Krieg der Erdscheibe klar ableitbar: Noch weniger Unterstützung für die Ukraine, Russland würde den Krieg auf absehbare Zeit gewinnen. Und dann? Lettland, Moldau und so weiter – damit ist die NATO im Krieg mit Russland und für China ist der Weg frei: Insel für Insel, die Philippinen, Indonesien, Malaisia… who knows exactly? Das Gesamtbild bleibt das gleiche: In einer geschredderten Weltgemeinschaft gilt das Recht des Stärkeren.

Das System, auf dem unsere heutige Weltgemeinschaft gebaut ist, ist ein Wirtschaftssystem. Je größer und erruptiver der Schaden an diesem System, desto übler die Folgen für die einfachen Menschen. Für die Armen. Für den Mittelstand. Das würde auf beiden Seiten dramatisch werden, mit einem entscheidenden Unterschied: Russland und China sind Diktaturen. Sie knechten die Menschen sowieso. Hungersnöte und Aufstände sind für die dortigen Machthaber keine kritischen Probleme: Ersteres wird ausgesessen, letzteres wird niedergeschossen.

Unsere Demokratien halten so etwas nicht aus – man sieht schon jetzt einen deutlichen Ruck in Richtung Seperatismus und Faschismus, obwohl es uns zur Zeit noch ziemlich gut geht. Die logische Konsequenz einer anhaltend destabilisierenden Entwicklung ist der Zerfall Europas in mehr oder weniger repressive Einzelstaaten, Kämpfe an deren Rändern, Bürgerkriege im Inneren (vielleicht auch in den USA) und eine sich ins Unendliche öffnende Scheere zwischen Arm und Reich. Daraus folgt: Weltgemeinschaft adios!

Der Startschuss für eine solche Entwicklung droht noch in dieser Dekade: Xi Jinping ist 70 Jahre alt und wird es sich kaum nehmen lassen, zu Lebzeiten von der Tribüne in Taipeh einer Parade seines siegreichen Militärs zu winken. So wie Kremlin-Gremlin Putin es nach drei Tagen Krieg in Kyiv gern getan hätte – man reiche ihm ein Taschentuch. Das Dilemma ist ja kaum zu glauben: Die Welt brennt wegen Winkeclowns im Rentenralter.²

Kipppunkte

Es gibt klimatische und ökologische Kippelemente. Und es gibt weltpolitische Kippelemente. Die China-Taiwan-Problematik könnte zum globalen Kippelement werden, und zwar schneller als uns lieb sein kann. Die Gefahr ist dabei eine Zersplitterung der Welt an zu vielen Krisen und Kriegen in einer Plötzlichkeit, wie sie großen kollabierenden Systemen oftmals innewohnt. Positiv gesagt: Es bleibt spannend!

Was hilft?

Verlöre Russland in der Ukraine schnell und umfassend, würde der Westen in einem solchen Szenario (China greift Taiwan an) weniger gebunden sein. Ein weiterer Vorteil wäre ein neues Selbstbewusstsein: Die demokratische Weltgemeinschaft hätte erstmals nach 1945 einen faschistoiden Groß-Agressor besiegt, und könnte einem globalen Zerrüttungsversuch Chinas gestärkt entgegen treten. So traurig es ist, die Atombombe hat es uns gelehrt: Je stärker die militärische Schlagkraft, desto sicherer ist eine (von Arschlöchern gelenkte) Welt.

Daher plädiere ich für einen Umgang mit Russland, ähnlich wie damals mit Nazideutschland: Der Ukraine muss gewinnen! Dafür braucht es dringend eine konsequente (eben auch militärische) Unterstützung, die selbst China überrascht – Taurus und F-16 wären zumindest ein Anfang. Und wenn Europa eine entscheidende Rolle spielt, vielleicht sogar die Führungsrolle, dann verschiebt sich das globale Gleichgewicht zurück in Richtung einer dauerhaften und stabilen Demokratie – das Aufbegehren des Imperialismus wäre vorerst eingestampft. Mit Blick auf die eskalierende Klimakrise ist eine solche Wende mehr als wünschenswert.

Zuletzt sei gesagt: All diese Forderungen nach Waffen (gegen den Faschismus) und Stärke (gegen den Imperialismus) sind einer weltpolitischen Situation geschuldet, die maximal beschissen ist. Viel schöner wäre es, wenn aus Russland Vodka statt Krieg, aus dem Westen Demokratie statt Kapitalismus und aus China elegischer Filmzauber statt imperialistische Machtpolitik kommen würden…



¹) schlimmer
²) eine godzillagroße Miezekatze könnte das Problem schnell lösen

Veröffentlicht unter klima, klimawandel, Uncategorized | Verschlagwortet mit , , , , , , , , , , , , , , , , , , , | Kommentar hinterlassen

Vernichtet die Wissenschaft!


… denn sie trägt die Schuld an allem. Das zumindest lehrt uns der Film „Battleship“ (2012) in einer solch konsequenten Hirnschissigkeit, dass er einwandfrei als Blaupause für intellektuelle Endstufen des Homo sapiens à la Querdenken und EIKE e.V. dienen kann.

Geboren in der Überheblichkeit einer unsinkbaren Titanic, hat sich die gierige Ignoranz als Quell aller möglichen Filmkatastrophen in Hollywood festgesetzt. Da kommen verantwortungsbewusste Leute um die Ecke, warnen aus gutem Grund vor einem bissigen Hai, einer explodierenden Bohrinsel oder dem öffnen einer sonstigen Box der Pandora – doch niemand hört zu und alles endet übel. Diese Storyline kann als Aufruf interpretiert werden, doch bitte auf die Wissenschaft zu hören. Klingelt da was im Jahre 2023?

Nun gibt es leider viele Geister, die lieber verdrängen als zu verstehen, lieber mit bunten Luftballons in der Hand durchs Dunkel tapsen, anstatt sich am Licht der Wahrheit die zarten Pfötchen zu verbrennen. Die Macher hinter dem Film „Battleship“ (quasi das abstruse Gegenmodell zu „Contact“ von 1997) scheinen solche Geister gewesen zu sein. Zumindest ist ihr Machwerk ein ganz übler Schrei nach: „Besser nichts wissen, vernichtet die Wissenschaft!“


Schon im Trailer wird der Ozean – metaphorisch das Unbewusste bzw. Unerforschte – als Hort des Bösen etabliert. Hier lauert die Gefahr, was aus ihm auftaucht sollte besser weggeballert werden. Doppelt gemoppelt, denn das Böse in „Battleship“ stammt ursprünglich aus den Tiefen des Universums – metaphorisch ein ebenso unerforschtes Terrain. Die Duftmarke ist also gesetzt: Das unbekannte Terrain ist die Brutstätte des Bösen.

Wissenschaft erforscht dieses Unbekannte, versucht es zu verstehen und für uns Menschen nutzbar zu machen. Um in der Bildsprache von „Battleship“ zu bleiben: Wissenschaft stößt in die Tiefen von Ozean und All hervor und ist dabei mit Neugierde und Offenheit bewaffnet. In „Battleship“ mutet dieser Wissensdurst (ohne den wir noch heute nackig durch die Steppe hüpfen würden) naiv an und sorgt natürlich für ein grandioses Disaster. Es beginnt mit einer Botschaft ins All, in Richtung eines möglicherweise belebten Planeten. Die Botschaft wird aufgenommen und das gesichtslose Böse fühlt sich eingeladen, auf der Erde militärisches Rambazamba zu spielen. Ist ja logisch – was denn sonst? Die Wissenschaft spielt also die Rolle eines dummen Kindes, das den tollwütigen Dobermann von der Leine lässt. Man ist versucht zu sagen: Als würde Wolfgang Kubicki der FDP aus dem IPCC-Bericht vorlesen (was er mit Sicherheit nicht tut).

Spulen wir knapp eine Stunde vor: Nach viel sinnlosem Geballer und ebenso sinnlosem Schauspiel von Rihanna (die ich mal im Mainzer Landtag auf dem Klo getroffen habe) muss das Böse besiegt und seine Wiederkehr verhindert werden. Besiegt wird es mit Waffen und markigen Sprüchen, denen gegenüber Conan wie ein großer Denker wirkt. Doch damit nicht genug, wir wollen ja des Bösen Wiederkehr verhindern. Und das geht so (ab Minute 5):


Während zu schlechter Rockmusik auf den Ausländer… ääähh… das Alien eingeschwartet wird, senden die vom Alien okkupierten Radioteleskope die nächste fatale Botschaft an dessen Heimatplaneten – sie bitten um Verstärkung. Schon wieder: Geräte der Wissenschaft im Dienste der Menschheitsvernichtung! Doch die verschwitzten Soldaten kennen da nix: Mit einiger Mühe (und vorhersehbarem Erfolg) ballern sie die schönen Radioteleskope rechtzeitig zu Asche. Was ein Glück für die Menschheit, dass diese schändlichen Geräte vernichtet wurden. Nun kann dieser elende Wissensdurst keinen weiteren Schaden mehr anrichten, die Zukunft wird zum friedlichen Bälleparadies der Agonie.

Zwei paar spannende Details:

  1. Der Tpy, der dem Alien einen Koffer um die Backen haut, ist einer der (wenigen) Wissenschaftler im Film. Bis zu dieser Szene war er nutzlos, durch den Lockruf zu Beginn des Films sogar schädlich. Doch endlich hat seine Existenz einen Sinn, indem er mit einem Koffer auf den Fremden einschlägt.
  2. Unter seinem Helm macht das Alien den Eindruck eines netten Bibliothekars. Und wie wir spätestens seit der Undenlichen Geschichte wissen, sind Bibliothekare die Hüter des Wissens. Klar: Dem Typ schlagen wir direkt mal seine Backenzähne aus dem Gesicht.

Nun weiß ich auch nicht, ob ich mit diesem Artikel eine tiefenpsychologische Filmanalyse oder eine links-grün-woke Überinterpretation geliefert habe. Überhaupt sollte man nicht alles ernst nehmen, was geschrieben steht oder im Kino läuft. Doof ist „Battleship“ allemal, filmisch reizvoll ist er höchstens auf der Ebene der technischen Perfektion. Und daher schauen wir zu guter Letzt dem großartigen Leslie Nielsen tief in die Augen – und fragen uns: Ist diese Szene aus „Die Höllenfahrt der Poseidon“ (1972) in ihrer Analogie zur heutigen Zeit nur Zufall… oder Chiffre?

Und was – verdammte Monsterwelle! – wusste Captain Harrison?

Veröffentlicht unter Filmkritiken, klima, klimawandel, kommunikation, Uncategorized | Verschlagwortet mit , , , , , , , , , | Kommentar hinterlassen

Die Reichen sind im Kollaps die Ärmsten


In der Klimagerechtigkeitsbewegung wird gerne darauf hingewiesen, dass die Ärmsten die größten Opfer der Klimakrise sind. Das ist (leider) wahr. Und trotzdem gibt es drei gewichtige Gründe dafür, dass auch die Reichen Angst vor dem drohenden Kollaps haben sollten: Sie sind ein logisches Ziel für viele Gegner.

Da in diesem Artikel u.a. von Massaker, Mord und Menschenjagd die Rede ist, will ich zu Beginn deutlich machen: Bei allem Verständnis für das rudimentäre Verhalten des Homo sapiens – gerade in Sachen „Klima-Rache“ – solltest du dich dringend hinterfragen, wenn du diesen Text als Aufruf verstehst. Oder besser: Verstehen willst! Dieser Text will etwas aufzeigen, nicht etwas auslösen. Nachdem das gesagt ist, hier drei Gründe, warum im drohenden zivilisatorischen Kollaps die Bedrohungslage für die obersten Zehntausend ganz besonders steigt:

  1. Wenn die Bediensteten rebellieren

    Die Superreichen bauen nicht nur Bunker und umzäunte Städte, sie müssen diese Infrastruktur auch versorgen. Hierfür benötigen sie Armeen von Bediensteten, die im Gegenzug in einer halbwegs sicheren Infrastruktur leben dürfen. Ohne sie würde diese Infrastruktur nicht funktionieren, ihren Chefs gegenüber sind sie jedoch in der Überzahl. Auch die bewaffneten Sicherheitsdienste sind letztlich Bedienstete.

    In einer kollabierten Zivilisation wird deutlich, was im Grunde jeder weiß: Ein umzäuntes Areal ist auch ein Gefängnis. Ob es also für das eigene Überleben förderlich ist, sich selbst mit einem Heer aus (teilweise bewaffneten) Bediensteten zu kasernieren, ist mehr als fraglich. Schließlich gibt es nach dem Kollaps keine Gerichte, keine Polizei mehr – es zählt das Recht des Stärkeren. Im Bunker ist der Superreiche der Schwächere. Und meistens auch ein Arschloch. Keine guten Voraussetzungen…

  2. Die bewaffneten Horden

    Kollabiert eine Zivilisation, werden die Waffen nicht verschwinden. Sie werden nur neu aufgeteilt. Es ist eine logische Folge, dass sich vor allem gewaltbereite Gruppen nach Waffen umsehen werden – die Faschisten in unserem Land tun das ja jetzt schon: Sie wollen nach dem Kollaps für Krieg und „Action“ vorbereitet sein. Allein in den USA besitzen Privatpersonen mehr als eine Waffe pro Kopf – bei 332.000.000 Einwohnern sind das eine ganze Menge. Das Militär ist hierbei nicht mitgerechnet.

    Nun haben wir eine kollabierte Zivilisation und überall rennen schwer bewaffnete Horden rum – ganze Panzerbataillone mit Schnaps und Hass im Kofferraum. Die werden für ordentlich Massaker sorgen, auch aus Spaß. Trotzdem ist eines klar: Wer überleben will, sucht nach Luxus und Infrastruktur. Oh… da klingelt was? Genau! Die Ärmsten werden in einer Kollapswelt „nur“ unterwegs massakriert, während die luxuriösen Anwesen die wahren Ziele sind, die es zu erobern gilt.

  3. Die Rache der Generationen

    Dieser Punkt ist heikel, denn er konterkariert die strenge Gewaltfreiheit der Klimabewegung. Doch was macht die Klimabewegung aus? Ganz einfach: Sie hat(te) eine Chance, den drohenden Kollaps zu verhindern. Ihre Motivation ist das Ergreifen von Chancen: Eine aufbauende und keine zerstörende Motivation. In wenigen Jahren wird das anders sein – Chancen ergreifen ist für die heranwachsende Generation kaum noch eine Option, die Chancen sind ja schlicht verbraucht.

    Die Reichen und Superreichen stehen auf der anderen Seite: Sie sind die Speerspitze der Zerstörung unserer Zukunft, viele von ihnen gehen diesen Weg bewusst. Da stellt sich die Frage, welche Motivation die heutigen Kinder treiben wird, wenn sie in wenigen Jahren handlungsfähig sind. Wenn diese Generation versteht, dass man sie sehenden Auges in den planetaren Kollaps schickt und sie nichts mehr dran ändern können. Die Motivation wird eine andere als die unsrige sein: Eine gesamte Generation auf der Jagd nach den Schuldigen!

Hollywood hat unsere Gehirne gebraten und uns die Idee einer krassen Schere zwischen Arm und Reich im Kollaps implementiert: Snowpearcer, Elysium, (und auf dem Weg dort hin: Die kommenden Tage, Soylent Green, Children of Men)… um ein paar Beispiele zu nennen. Gerade der Elfenbeinturm der Superreichen wird für diese hollywoodschen Gedankenspiele empfänglich sein: „Wir da oben im Paradies von Technik und Bediensteten, von Paramilitärs geschützt und absolut sicher. Da unten der stinkende Mob.“ Eine Vorstellung, die mit der Götterwelt (da oben) und der Menschenwelt (da unten) korreliert. Was wiederum sehr gut zum Narzissmus im Elfenbeinturm passt (by the way: in jedem Elfenbeinturm gedeiht der Narzissmus, auch im intellektuellen).

Doch Hollywood schafft Scheinwelten, die in der Realität keinen Bestand haben: Gut gegen Böse, das Gute gewinnt immer, das größte Problem wird durch eine isolierte Lösung besiegt… und so weiter und so fort. Bei dieser Realitätsferne bleibt zu befürchten, dass auch die irrige Vorstellung einer abgekapselten Wellness-Insel mit Sonnenschein und Liebessklaven den Reichen und Superreichen ganz böse auf die Füße fallen wird.

Tatsächlich grüßt eine Welt, die in den Klimawissenschaften zum Sprichwort geworden ist: Die Mad-Max-Welt. In der will man nun wahrlich kein gejagter Schnösel mit Rolex, Polohemd und schönem Auto sein. Liebe Superreiche… wie ihr seht, ist konsequenter Klimaschutz als Kollapsprophylaxe auch in Eurem Sinne. Sehr sogar!

Veröffentlicht unter klima, klimawandel, Uncategorized | Verschlagwortet mit , , , , , , , , , , | 2 Kommentare

Begriffe aus der Ego-Hölle: „Menschlichkeit“


Sie klingt so schön, sie steht auf vielen wertlosen Papieren an oberster Stelle – und sie behauptet über sich selbst, dass sie den Menschen vom Tier unterscheidet. Doch blickt man ihr tief in die Augen, dann ist sie eine Lüge an uns selbst: Die Menschlichkeit.

Weder eine Gottheit, noch ein nicht-menschliches Lebewesen hat dem Homo sapiens den Moralbegriff der Menschlichkeit auf seine schöne Stirn ettiketiert. Das waren wir selbst – ganz schön schamlos. Was genau der Homo sapiens mit seiner Menschlichkeit über sich behauptet, sagen uns die Synonyme: Güte, Nächstenliebe, Uneigennützigkeit, Mitleid, Zuwendung, Barmherzigkeit. All diese schönen Ideen, kulturgeschichtlich eng mit dem christlichen Gott verknüpft, firmiren unter der Menschlichkeit – sie scheinen uns vom Tier zu unterscheiden und einer Idee der Göttlichkeit nahe zu bringen.

Klingt schön, doch hinter der Fassade stinkt es gewaltig: Russlands faschistoider Wahnsinn in der Ukraine. Der Terror der Hamas. Beatrix von Storch will Flüchtlinge erschießen, Jens Spahn hält ihre Flinte. Olaf Scholz macht Machtpolitik auf dem Rücken seiner Kinder (oh… wait… Scholz hat keine Kinder). Kinderkreuzzüge. Der Holocaust. Jeffrey Dahmer. Häusliche Gewalt. … Man könnte hier nun eine bibeldicke Liste der Unmenschlichkeiten entgegen stellen und würde nur ein weiteres Mal aufzeigen, dass der Homo sapiens so gutherzig nicht ist, wie er meint. Aber lassen wir das: Wer auf Gewaltpornos steht, wird ja heute (2023) schon mit der Tagesschau befriedigt.

Bei allen unmenschlichen Schweinereien, die wir uns im Namen einer narzisstisch überhöhten Menschlichkeit erlauben, ist es doch vor allem der Begriff selbst, der uns narzisstisch überhöht. Nur der Homo sapiens sei menschlich, nur er kenne Güte, Nächstenliebe, Uneigennützigkeit, Mitleid, Zuwendung, Barmherzigkeit – ja letztendlich die Liebe selbst. Das sei die Menschlichkeit, die uns vom Tier unterscheide.

Was uns wirklich vom Tier unterscheidet, das ist der Intellekt. Die wahre Menschlichkeit ist also beiliebe keine Funktion des Fühlens (Güte usw.), sondern eine Funktion des Denkens: Auch der Holocaust war menschlich, denn er war rational durchdacht und strategisch gut geplant. Das angeblich große, gottnahe und gütige Menschenherz ist dagegen eine der größten Selbstlügen unserer Art.

PS: Vielleicht ist es auch der Narzissmus, der uns Menschen exklusiv gegeben ist. Von Narzissmus bei Tieren (oder gar Pflanzen) habe ich noch nichts gehört.

Veröffentlicht unter kommunikation, Uncategorized | Verschlagwortet mit , , , , , , | 2 Kommentare