Die Reichen sind im Kollaps die Ärmsten


In der Klimagerechtigkeitsbewegung wird gerne darauf hingewiesen, dass die Ärmsten die größten Opfer der Klimakrise sind. Das ist (leider) wahr. Und trotzdem gibt es drei gewichtige Gründe dafür, dass auch die Reichen Angst vor dem drohenden Kollaps haben sollten: Sie sind ein logisches Ziel für viele Gegner.

Da in diesem Artikel u.a. von Massaker, Mord und Menschenjagd die Rede ist, will ich zu Beginn deutlich machen: Bei allem Verständnis für das rudimentäre Verhalten des Homo sapiens – gerade in Sachen „Klima-Rache“ – solltest du dich dringend hinterfragen, wenn du diesen Text als Aufruf verstehst. Oder besser: Verstehen willst! Dieser Text will etwas aufzeigen, nicht etwas auslösen. Nachdem das gesagt ist, hier drei Gründe, warum im drohenden zivilisatorischen Kollaps die Bedrohungslage für die obersten Zehntausend ganz besonders steigt:

  1. Wenn die Bediensteten rebellieren

    Die Superreichen bauen nicht nur Bunker und umzäunte Städte, sie müssen diese Infrastruktur auch versorgen. Hierfür benötigen sie Armeen von Bediensteten, die im Gegenzug in einer halbwegs sicheren Infrastruktur leben dürfen. Ohne sie würde diese Infrastruktur nicht funktionieren, ihren Chefs gegenüber sind sie jedoch in der Überzahl. Auch die bewaffneten Sicherheitsdienste sind letztlich Bedienstete.

    In einer kollabierten Zivilisation wird deutlich, was im Grunde jeder weiß: Ein umzäuntes Areal ist auch ein Gefängnis. Ob es also für das eigene Überleben förderlich ist, sich selbst mit einem Heer aus (teilweise bewaffneten) Bediensteten zu kasernieren, ist mehr als fraglich. Schließlich gibt es nach dem Kollaps keine Gerichte, keine Polizei mehr – es zählt das Recht des Stärkeren. Im Bunker ist der Superreiche der Schwächere. Und meistens auch ein Arschloch. Keine guten Voraussetzungen…

  2. Die bewaffneten Horden

    Kollabiert eine Zivilisation, werden die Waffen nicht verschwinden. Sie werden nur neu aufgeteilt. Es ist eine logische Folge, dass sich vor allem gewaltbereite Gruppen nach Waffen umsehen werden – die Faschisten in unserem Land tun das ja jetzt schon: Sie wollen nach dem Kollaps für Krieg und „Action“ vorbereitet sein. Allein in den USA besitzen Privatpersonen mehr als eine Waffe pro Kopf – bei 332.000.000 Einwohnern sind das eine ganze Menge. Das Militär ist hierbei nicht mitgerechnet.

    Nun haben wir eine kollabierte Zivilisation und überall rennen schwer bewaffnete Horden rum – ganze Panzerbataillone mit Schnaps und Hass im Kofferraum. Die werden für ordentlich Massaker sorgen, auch aus Spaß. Trotzdem ist eines klar: Wer überleben will, sucht nach Luxus und Infrastruktur. Oh… da klingelt was? Genau! Die Ärmsten werden in einer Kollapswelt „nur“ unterwegs massakriert, während die luxuriösen Anwesen die wahren Ziele sind, die es zu erobern gilt.

  3. Die Rache der Generationen

    Dieser Punkt ist heikel, denn er konterkariert die strenge Gewaltfreiheit der Klimabewegung. Doch was macht die Klimabewegung aus? Ganz einfach: Sie hat(te) eine Chance, den drohenden Kollaps zu verhindern. Ihre Motivation ist das Ergreifen von Chancen: Eine aufbauende und keine zerstörende Motivation. In wenigen Jahren wird das anders sein – Chancen ergreifen ist für die heranwachsende Generation kaum noch eine Option, die Chancen sind ja schlicht verbraucht.

    Die Reichen und Superreichen stehen auf der anderen Seite: Sie sind die Speerspitze der Zerstörung unserer Zukunft, viele von ihnen gehen diesen Weg bewusst. Da stellt sich die Frage, welche Motivation die heutigen Kinder treiben wird, wenn sie in wenigen Jahren handlungsfähig sind. Wenn diese Generation versteht, dass man sie sehenden Auges in den planetaren Kollaps schickt und sie nichts mehr dran ändern können. Die Motivation wird eine andere als die unsrige sein: Eine gesamte Generation auf der Jagd nach den Schuldigen!

Hollywood hat unsere Gehirne gebraten und uns die Idee einer krassen Schere zwischen Arm und Reich im Kollaps implementiert: Snowpearcer, Elysium, (und auf dem Weg dort hin: Die kommenden Tage, Soylent Green, Children of Men)… um ein paar Beispiele zu nennen. Gerade der Elfenbeinturm der Superreichen wird für diese hollywoodschen Gedankenspiele empfänglich sein: „Wir da oben im Paradies von Technik und Bediensteten, von Paramilitärs geschützt und absolut sicher. Da unten der stinkende Mob.“ Eine Vorstellung, die mit der Götterwelt (da oben) und der Menschenwelt (da unten) korreliert. Was wiederum sehr gut zum Narzissmus im Elfenbeinturm passt (by the way: in jedem Elfenbeinturm gedeiht der Narzissmus, auch im intellektuellen).

Doch Hollywood schafft Scheinwelten, die in der Realität keinen Bestand haben: Gut gegen Böse, das Gute gewinnt immer, das größte Problem wird durch eine isolierte Lösung besiegt… und so weiter und so fort. Bei dieser Realitätsferne bleibt zu befürchten, dass auch die irrige Vorstellung einer abgekapselten Wellness-Insel mit Sonnenschein und Liebessklaven den Reichen und Superreichen ganz böse auf die Füße fallen wird.

Tatsächlich grüßt eine Welt, die in den Klimawissenschaften zum Sprichwort geworden ist: Die Mad-Max-Welt. In der will man nun wahrlich kein gejagter Schnösel mit Rolex, Polohemd und schönem Auto sein. Liebe Superreiche… wie ihr seht, ist konsequenter Klimaschutz als Kollapsprophylaxe auch in Eurem Sinne. Sehr sogar!

Über Dominic Memmel

Eine gesunde Mischung aus Kommunikation & Menschenkenntnis
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2 Antworten zu Die Reichen sind im Kollaps die Ärmsten

  1. Günter Schwarz schreibt:

    Richtig!
    Tatsachen aufzeigen – denken sollte jeder selbst können.
    Reiche haben jedoch nur einen habsüchtigen Verstand.

  2. Pingback: Steve Bannon, AfD & Co. – die Hunde sind los! | MfIS

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