Taiwan – jetzt wird’s düster


Mit der eskalierenden Klimakrise hat die Weltgemeinschaft ein Riesenproblem. Ein Zweites mit dem Artensterben. Ein Drittes mit dem drohenden Massencrash im Weltraum. Wenn nun China die kleine Insel Taiwan angreift, dann wird es womöglich keine Weltgemeinschaft mehr geben, die darauf reagieren kann. Ein Szenario.

Zu Beginn sei gesagt, dass dieses Szenario keinesfalls so kommen muss – es ist mehr ein wildes Spekulieren im Kaffeesatz der Möglichkeiten, denn eine glaskugelklare Vorhersage. Erschreck dich also nur ein bisschen, vielleicht kommt alles anders¹.

Ausgangssituation

Pandemie, Krieg, Terror, Klima, Biodiversität… wir sind endgültig im Zeitalter der Krisen angekommen. Und während System um System an Stabilität verliert, wird die Wehrhaftigkeit unserer Demokratie chronisch überschätzt. Tatsächlich liegt sie irgendwo zwischen der Überempfindlichkeit dauerbetroffener Political Correctness und der turboliberalen Rücksichtslosigkeit eines Elon Musk… in Trümmern. Sprechblasen-Kanzler Olaf Scholz als menschgewordene Führungsschwäche ist wahrlich keine Hilfe. Hobby-Hitler Xi Jinping als Gegenbeispiel: Politisch straight und führungsstark, blöderweise menschlich völlig fehlgeleitet. Wie so oft in der Geschichte, herrscht auch anno 2023 ein gefährliches Ungleichgewicht zwischen führungsstarken Irren (Putin, Xi, Trump, Höcke) und der intellektuellen Elfenbeinturm-Weakness einer fett gefressenen Wirtschaftsdemokratie (z.B. SPD).

Apropos Hobby-Hitler: Das im Faschismus versinkende Russland hat sich wie ein tollwütiger Terrier in der Ukraine verbissen, die sich (zum Glück!) erstaunlich wehrhaft zeigt. Der Westen aber macht, was er immer macht: Er schwingt große Reden der Treue und weint innerlich um sich selbst, während der gepriesene Verbündete (Ukraine) am langen Arm verhungert. Anstatt Russland – und nicht zuletzt China! – zu zeigen, dass es klare Grenzen gibt, lassen wir die Menschen in der Ukraine gerade so sehr bluten, dass es unser Gewissen nicht zu dolle zwickt. Der irre Zitterclown im Kreml wirft währenddessen Division für Division in den menschlichen Fleischwolf, denn wie viele Menschen sterben und verstümmelt werden, das ist ihm ziemlich Kremljowskaja (dt.: Wurst). Mit einem Wort: Die Weltlage ist erbärmlich.

Nochmal zurück ins Reich der Mitte: China hat begriffen, welche Drastik der Klimakrise innewohnt. Der dortige Ausbau erneuerbarer Energien übersteigt alles bisher dagewesene – trotz weiterhin massiver Energieschöpfung aus Kohle und Gas. China nimmt einen klaren Kurs in die Zukunft, doch an einer 2° wärmeren Welt scheint es sich nicht so recht zu stören. Einen galoppierenden Klimawandel will man aber nicht riskieren, weswegen der Ausbau der Erneuerbaren auf dem Gerüst der unzähligen Kohleminen Sinn macht. Also einen machtpolitischen Sinn, ohne Rücksicht auf andere Länder oder die eigene Bevölkerung.

Das Gesamtbild schmeckt nach der Vorbereitung auf eine zersplitterte Welt im klimatisch-ökologischen Kollaps. Eine Welt, in der die militärisch stärkeren Länder sich die schwächeren einverleiben. Ein Angriff auf Taiwan passt ins Bild und kann diesem Szenario sogar Vorschub leisten – zugunsten Chinas. Mit großer Sicherheit ist der chinesischen Führung klar, dass das Reich der Mitte sich auf mittelfristige Sicht sowieso ausdehnen muss, wenn es seine Größe nur behalten will, denn auch China wird noch in diesem Jahrhundert klimatische Todeszonen haben. Der russische Lakai im Norden kommt da als dünn besiedelte Landmasse wie gerufen.

Die unfassbar abartige Attacke der Hamas auf Israel (und Bibis Reaktion) spielt weltpolitisch nur eine untergeordnete Rolle: Sie lenkt die Menschen ab, ist Wasser auf die Mühlen der Rechten, hat aber die Statik der Weltgemeinschaft nicht tiefgreifend verändert. Daher bleibt sie in diesem Artikel ein Randthema. Hier soll es um globale Zusammenhänge gehen.

Taiwan – jetzt wird’s düster

China kauft massig Gold und macht aus den Gründen keinen Hehl: Man will sich für einen Krieg gegen Taiwan rüsten. Auch Russland hat sich vor seinem Angriff auf die Ukraine mit Goldkäufen auf mögliche Sanktionen vorbereitet. Doch China hat einen dreifachen Vorteil: 1. Mit den Sanktionen gegen Russland besteht eine Blaupause zu dem, was es selbst zu erwarten hätte. 2. Es steht einem deutlich schwächerem Westen gegenüber, als Russland anno 2022. 3. Wirtschaftlich hängt der Westen vor allem an Chinas Tropf – trotz russischer Kohle, Gas und Öl. Die Aussagen aus dem chinesischen Regierungsapparat sind daher nicht nur unmissverständlich, sie sind glaubwürdig: Der Krieg gegen Taiwan wird kommen.

Wir sehen schon in der Causa der Hamas, dass die militärische Unterstützung des Westens für die Ukraine schwindet. Man möchte rufen: „Wehrhafte Demokratie, wo bist du?“ Da Taiwan ebenso wie Israel ein Verbündeter des Westens ist, sind die Folgen einer chinesischen Attacke auf Taiwan für den momentan größten Krieg der Erdscheibe klar ableitbar: Noch weniger Unterstützung für die Ukraine, Russland würde den Krieg auf absehbare Zeit gewinnen. Und dann? Lettland, Moldau und so weiter – damit ist die NATO im Krieg mit Russland und für China ist der Weg frei: Insel für Insel, die Philippinen, Indonesien, Malaisia… who knows exactly? Das Gesamtbild bleibt das gleiche: In einer geschredderten Weltgemeinschaft gilt das Recht des Stärkeren.

Das System, auf dem unsere heutige Weltgemeinschaft gebaut ist, ist ein Wirtschaftssystem. Je größer und erruptiver der Schaden an diesem System, desto übler die Folgen für die einfachen Menschen. Für die Armen. Für den Mittelstand. Das würde auf beiden Seiten dramatisch werden, mit einem entscheidenden Unterschied: Russland und China sind Diktaturen. Sie knechten die Menschen sowieso. Hungersnöte und Aufstände sind für die dortigen Machthaber keine kritischen Probleme: Ersteres wird ausgesessen, letzteres wird niedergeschossen.

Unsere Demokratien halten so etwas nicht aus – man sieht schon jetzt einen deutlichen Ruck in Richtung Seperatismus und Faschismus, obwohl es uns zur Zeit noch ziemlich gut geht. Die logische Konsequenz einer anhaltend destabilisierenden Entwicklung ist der Zerfall Europas in mehr oder weniger repressive Einzelstaaten, Kämpfe an deren Rändern, Bürgerkriege im Inneren (vielleicht auch in den USA) und eine sich ins Unendliche öffnende Scheere zwischen Arm und Reich. Daraus folgt: Weltgemeinschaft adios!

Der Startschuss für eine solche Entwicklung droht noch in dieser Dekade: Xi Jinping ist 70 Jahre alt und wird es sich kaum nehmen lassen, zu Lebzeiten von der Tribüne in Taipeh einer Parade seines siegreichen Militärs zu winken. So wie Kremlin-Gremlin Putin es nach drei Tagen Krieg in Kyiv gern getan hätte – man reiche ihm ein Taschentuch. Das Dilemma ist ja kaum zu glauben: Die Welt brennt wegen Winkeclowns im Rentenralter.²

Kipppunkte

Es gibt klimatische und ökologische Kippelemente. Und es gibt weltpolitische Kippelemente. Die China-Taiwan-Problematik könnte zum globalen Kippelement werden, und zwar schneller als uns lieb sein kann. Die Gefahr ist dabei eine Zersplitterung der Welt an zu vielen Krisen und Kriegen in einer Plötzlichkeit, wie sie großen kollabierenden Systemen oftmals innewohnt. Positiv gesagt: Es bleibt spannend!

Was hilft?

Verlöre Russland in der Ukraine schnell und umfassend, würde der Westen in einem solchen Szenario (China greift Taiwan an) weniger gebunden sein. Ein weiterer Vorteil wäre ein neues Selbstbewusstsein: Die demokratische Weltgemeinschaft hätte erstmals nach 1945 einen faschistoiden Groß-Agressor besiegt, und könnte einem globalen Zerrüttungsversuch Chinas gestärkt entgegen treten. So traurig es ist, die Atombombe hat es uns gelehrt: Je stärker die militärische Schlagkraft, desto sicherer ist eine (von Arschlöchern gelenkte) Welt.

Daher plädiere ich für einen Umgang mit Russland, ähnlich wie damals mit Nazideutschland: Der Ukraine muss gewinnen! Dafür braucht es dringend eine konsequente (eben auch militärische) Unterstützung, die selbst China überrascht – Taurus und F-16 wären zumindest ein Anfang. Und wenn Europa eine entscheidende Rolle spielt, vielleicht sogar die Führungsrolle, dann verschiebt sich das globale Gleichgewicht zurück in Richtung einer dauerhaften und stabilen Demokratie – das Aufbegehren des Imperialismus wäre vorerst eingestampft. Mit Blick auf die eskalierende Klimakrise ist eine solche Wende mehr als wünschenswert.

Zuletzt sei gesagt: All diese Forderungen nach Waffen (gegen den Faschismus) und Stärke (gegen den Imperialismus) sind einer weltpolitischen Situation geschuldet, die maximal beschissen ist. Viel schöner wäre es, wenn aus Russland Vodka statt Krieg, aus dem Westen Demokratie statt Kapitalismus und aus China elegischer Filmzauber statt imperialistische Machtpolitik kommen würden…



¹) schlimmer
²) eine godzillagroße Miezekatze könnte das Problem schnell lösen

Über Dominic Memmel

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