Friedrich Merz und die PĂ€dophilie


PĂ€dophilie ist eine Störung der SexualprĂ€ferenz – im Großen und Ganzen also eine psychische Störung. Es ist durchaus nachvollziehbar, dass Menschen mit einer solchen Störung nicht in der Kita arbeiten sollten. Ein solches Verbot macht Sinn…

…und es fĂŒhrt uns auf schnellen Schritten zu Friedrich Merz. Der soll in diesem Artikel sinnbildlich fĂŒr eine ganze Flut an Politikern stehen, die in der Politik so wenig verloren haben, wie PĂ€dophile in der Kita. Worum geht’s?

Soziopathische Verhaltensmuster

Soziopathische Verhaltensmuster zeichnen sich durch mangelnde Empathie, durch rĂŒcksichtsloses, auf den eigenen Vorteil ausgerichtetes Verhalten aus. Manipulation ist ein gern verwendetes Werkzeug, manche SoziopathenÂč haben Freude am Leid anderer: Sie wollen die Welt brennen sehen! Das Hineinversetzen in die Sorgen und Lebenswelten ihrer GegenĂŒber fĂ€llt Soziopathen schwer.

Nun ist es die Aufgabe von Politik, einen Sozialverbund (Gesellschaft) zu strukturieren. Der eigene Vorteil sollte dabei irrelevant sein, es geht ja um „die Menschen“, wie es zu betonen auch die Politik nicht mĂŒde wird. Eine Person mit deutlichen soziopathischen Mustern in einer politischen Position ist daher so schĂ€dlich und widersinnig, wie der PĂ€dophile in der Kita.

Psychopathische Verhaltensmuster

Auch die psychopathische Person zeigt stark antisoziale und egoistische, teils narzisstische und zur KriminalitĂ€t neigende CharakterzĂŒge. PsychopathenÂč sind oftmals gesellschaftlich funktional: Sie wissen, wie sie sich verhalten mĂŒssen, und sind durchaus dazu in der Lage, Karriere zu machen, ohne weiter aufzufallen. An ihrer asozialen Grundmotivation Ă€ndert das wenig.

Auch hier sei die Frage erlaubt: Sollten Menschen mit klar psychopathischen Verhaltensmustern Ämter bekleiden dĂŒrfen, in denen sie ĂŒber das Wohl und Wehe anderer entscheiden? Vor allem, wenn diese Störung messbar ist? Sprich: Der Psychopath in der Politik ist ebenso fehl am Platze, wie der PĂ€dophile in der Kita.

Narzissmus

Narzissmus ist nicht nur eine ĂŒberdrehte Ich-Bezogenheit. Er Ă€ußert sich in SelbstĂŒberschĂ€tzung und der UnfĂ€higkeit, Kritik anzunehmen und die eigenen BedĂŒrfnisse hinter die BedĂŒrfnisse anderer zu stellen. Auch das natĂŒrlich verkĂŒrzt gesagt – die individuelle Komponente soll nicht unterschĂ€tzt werden.

Wir haben nun Donald Trump vor dem inneren Auge, was gute GrĂŒnde hat, auch wenn wir uns die Ferndiagnose sparen sollten. Gehen wir den Weg der Fernvermutung, dann liegt eben jene Vermutung nahe, dass Donald Trump einen astreinen Narzissten darstellt. Und hier wird offensichtlich: Ein astreiner Narzisst hat in der Politik so wenig verloren, wie ein PĂ€dophiler in der Kita.

Machiavellismus

Noch ein paar Worte zum relativ unbekannten Machiavellismus. Hier finden wir wieder soziale Verhaltensprobleme, fragwĂŒrdige moralische Bindungen (bzw. keine Bindung) und eine verzerrte RealitĂ€tswahrnehmung. Psychopathie, Narzissmus und Machiavellismus bĂŒndeln sich in der sogenannten Dunklen Triade, in die es sich mit Blick auf die Politik sehr lohnt, genauer hinzusehen.

Um die Macht der Wiederholung auszuspielen: Wer mit „schlechter“ Moral und einer verschobenen RealitĂ€tswahrnehmung daher kommt, hat in der Politik nichts verloren – analog zum PĂ€dophilen in der Kita.

Drogen

Nun kann problematisches Verhalten auch durch den Missbrauch von Substanzen ausgelöst bzw. verstĂ€rkt werden. Kokain, Uppers, Downers und so weiter… greifen tief in das Gehirn der Nutzer ein. Letztlich fĂŒhren sie zu einem drogeninduzierten Verhalten und damit in letzter Konsequenz zur mangelnden Eignung fĂŒr FĂŒhrungspositionen.

Von der Polizei bis hin zum Busfahrer: In sicherheitsrelevanten Berufen wird genau hingeschaut. Dass der Beruf des Landes- und Bundespolitikers besonders sicherheitsrelevant ist, fĂ€llt dabei den wenigsten auf. Und dass sowohl Christoph Daum als auch die CDU beim Kokain-Verdacht davon sprechen, eine Haarprobe sei ĂŒberflĂŒssig, sollte eben jene Probe nach sich ziehen: Allein schon, um die postulierte Unschuld zu beweisen.

Fazit

Gesetze brechen und die Menschen belĂŒgen, Populismus, Egoismus, Selbstbereicherung und das berĂŒhmte FĂ€hnchen im Winde – all das ist in der Politik normal. WĂŒrde ein (nicht pĂ€dophiler) Kita-Mitarbeiter auch nur einen Tag auf diese Art und Weise agieren (arme Kinder beschimpfen, Spielzeug klauen, die Kinder Stunden vor Kitaschluss auf die Straße setzen usw.), er wĂ€re seinen Job schnell los – zu Recht!

Doch die Politk bleibt unbehelleigt – eine Eignung fĂŒr die wohl einflussreichste Berufsgruppe (neben den messbar soziopathieanfĂ€lligen CEOs) bleibt außen vor. Und gerade die Forschung zur Soziopathie zeigt deutlich: In FĂŒhrungsrollen fĂŒhlen sie sich besonders wohl. Ergo: Auch in hohen politischen Ämtern.

Nun, lieber Friedrich Merz, wollen Sie sich nicht mal testen lassen? WĂ€re ja schade, wenn Sie im Herzen (in den Worten Tadzio MĂŒllers: „Vermutlich ein Arschloch“) ein German Psycho auf hohem Posten wĂ€ren.

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Âč) Man spricht landlĂ€ufig vom Soziopathen und Psychopathen. In der Psychologie sind diese Begriffe veraltet. Es wird differenzierter auf die einzelnen Muster geachtet. An der Sache selbst Ă€ndert sich dadurch nichts, da die Differenzierung in der Beschreibung liegt, nicht im Verhalten selbst.

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Steve Bannon, AfD & Co. – die Hunde sind los!


Der Angriff auf die Demokratie und (eng damit verknĂŒpft) progressiven Klimaschutz entstammt einer Haltung, die sich von ExxonMobil bis Donald Trump quer durch die Köpfe alter weißer MĂ€nner zieht. Ein transatlantischer Spaziergang gibt uns Einblicke in die mentalen und organisatorischen Verbindungen dieser Gruselonkels – bis tief in die deutsche Politik.

Beginnen wir unseren Spaziergang mit einer Notwendigkeit in Krisenzeiten – der StĂ€rke: Ein starkes (resilientes) Ökosystem kann nach der Flut auch eine DĂŒrre ĂŒberstehen, eine starke (resiliente) Wirtschaft kann nach der Pandemie auch einen Krieg ĂŒberstehen… und so weiter. Ist etwas (z.B. eine Gesellschaft) nicht stark genug, sich selbst zu helfen, dann sucht es Hilfe bei denen, die stark erscheinen. Um im Bilde zu bleiben: Falle ich in KĂŒstennĂ€he von einem Schiff (Krise), dann rette ich mich auf einen Felsen und nicht auf einen schwimmenden Wackelpudding. Selbst wenn der Felsen hart und kratzig ist.

Dieser Hebel ist fĂŒr die Neuen Rechten ein Hauptwerkzeug, das sie meisterlich zu bedienen wissen. Und das geht so:
➝ echte oder scheinbare Krisen erzeugen
➝ den politischen Gegner als „schwimmenden Wackelpudding“ darstellen und
➝ sich selbst als den Fels in der Brandung.
Betrachten wir diese drei Bestandteile genauer, dann fĂ€llt auf, dass es nirgendwo um Sachlichkeit oder gar Lösungen geht – es geht ums Framing (Situation als Krise, Gegner als Krisenursache und SchwĂ€chling, sich selbst als Rettung). Mit Blick auf die ganzen Grusel-Sharepics von AfD bis Trump springen solcherlei Framings regelmĂ€ĂŸig ins Auge.

Moment mal: StĂ€rke, Politik, die AfD… und dazu ein Bild vom reichsten schlecht erzogenen Jungen der Welt und dem argentinischen Volker Wissing auf Steroiden? Wie passt das nun zusammen? Das passt gefĂ€hrlich gut!

Auf gesellschaftlicher Ebene ist StĂ€rke mit einem Machtsystem gekoppelt: Wer im Machtsystem weit oben steht (Machtsystem Kapitalismus: Elon Musk / Machtsystem argentinische Politik: Javier Milei) ist in diesem System eine starke Figur. Schließen sich nun einzelne solcher Figuren – Person oder Institution – in einer Interessensgruppe zusammen, dann potenziert sich die Macht und die mit ihr assoziierte StĂ€rke. Im Falle von Musk und Milei passiert genau das: Der nach unbegrenzter Freiheit (fĂŒr sich selbst) kreischende Bengel aus dem Krieg-der-Welten-Kindercomic kollaboriert mit dem anarchokapitalistischen Anti-Politiker aus Argentinien: Sie wollen gemeinsam BodenschĂ€tze plĂŒndern.

Die Verbindung Musk-Milei macht eine Grundhaltung deutlich: Hinter den Allianzen zwischen Anarcho-Kapitalisten, Faschisten und den neoliberalen GralshĂŒtern des Turbokapitalismus steht weder das BedĂŒrfnis nach Klimaschutz durch ElektromobilitĂ€t (Musk), noch eine Verbesserung der wirtschaftlichen Situation durch BĂŒrokratieabbau (Milei), weder der Kampf gegen kinderfressende Reptiloiden (Trump), noch eine angebliche Liebe zur Heimat (AfD). Was diese auf den ersten Blick sehr unterschiedlichen Klatschkasper zusammen fĂŒhrt, das ist ihre Grundhaltung zum Leben: „Ich will die absolute Freiheit! FĂŒr mich! Alle Regeln werden aus dem Weg gerĂ€umt!“

Um zu erkennen, was das fĂŒr uns bedeutet, mĂŒssen wir ein paar Umwege gehen:

Umweg 1: Ökologie & Klima

Die berĂŒhmte Klimastudie von ExxonMobil ist ein Paradebeispiel fĂŒr das, was sich unter dem Begriff „Raubtierkapitalismus“ zusammenfassen lĂ€sst: Man wusste genau, in welchen Kollaps das Verbrennen von Öl, Kohle und Gas unseren Planeten treibt. FĂŒr das eigene fossile GeschĂ€ftsmodell (Applaus vom Neoliberalen) war den damaligen EntscheidungstrĂ€gern selbst der Verlust des Planeten recht. Sie wussten in den 70ern ja, dass sie selbst kaum noch betroffen sein werden – und die heutigen fossilen Superreichen unterschĂ€tzen einfach die Gefahr.

Bei Ökologie und Klima erweitern sich die Regeln von der Gesellschaft auf die Physik. Wer aber die ebenfalls einschrĂ€nkenden Regeln der Physik nicht akzeptieren will, der muss sich eine Phantasiewelt abseits dieser Regeln schaffen. Zur Legitimation werden alternative „Fakten“ durch rechtslibertĂ€re und wissenschaftsfeindliche Denkfabriken in die Welt gesetzt. Verbreitet werden diese „Fakten“ dann auf dem zweiten Bildungsweg (Social Media etc.) von Klaus-Dieter aus der Lausitz, der seit seinen Zeiten bei Querdenken Twitter und Co. fĂŒr sich entdeckt hat

Neben der gezielten Manipulation der Öffentlichkeit, wirken die Anti-Klimaschutz-Denkfabriken auch in ihre eigene Szene hinein. Da geht es natĂŒrlich weniger um die Masse, als um einzelne Köpfe auf interessanten (weil einflussreichen) Posten. Je öfter z.B. ein BundestagsvizeprĂ€sident Kubicki aus dem sahnegepinselten Munde eines „Wissenschaftlers“ hört, das mit dem Klima sei ein afrikanisches Problem, desto fester glaubt er diese sĂŒĂŸe LĂŒge. Am Ende ist es Kubickis Stimme, die fĂŒr die Zwecke der Öffentlichkeitsarbeit besonders wertvoll ist: „Aber der VizebundestagsprĂ€sident hat gesagt…“

Und die LĂŒge trifft auf gut genĂ€hrten Boden. Immerhin sitzen die Lobbyisten bis weit in die politische Mitte am Tropf der fossilen Industrie, da will man gerne glauben, dass das eigene GeschĂ€ftsmodell ĂŒberhaupt kein Planetenkiller sei und dass sich das Klima schon immer gewandelt habe. Bei guter Bezahlung klingen die LĂŒgen besonders sĂŒĂŸ, verbreitet z.B. durch das im deutschsprachigen Raum bekannte Briefkasten-Institut EIKE e.V. aus Jena:

Umweg 2: Donald Trump

SelbstverstĂ€ndlich ist das Jenaer „Institut“ mit der transatlantischen Klimaleugner-Szene gut vernetzt (Bsp: Heartland Institute, Bsp 2 CFACT). Gut vernetzt – und hellauf begeistert von Donald Trump, wie dieses in all seiner AbsurditĂ€t „lesenswerte“ Interview mit Michael Limburg (VizeprĂ€sident EIKE e.V.) zeigt.

Dass Donald Trump – der Gottkaiser des neoliberalen Rechtsnationalismus – den menschengemachten Klimawandel leugnet, ist keine Neuigkeit. Auch, dass Trumps Maschinerie den fossilen Konzernen den roten Teppich ausrollt, ist altbekannt. (Wie weitreichend die Verbindungen zwischen der amerikanischen Rechten und der fossilen Industrie auch hierzulande sind, mag dieses lesenswerte Interview aus dem Jahre 2014 veranschaulichen.) Was Donald Trump noch gefĂ€hrlicher macht, als zu seiner ersten Amtszeit, ist, dass er sich auf einem Rachefeldzug befindet. Und seine fossilen Förderer? Mit Blick auf die Alternativlosigkeit der Energiewende ist die mĂ€chtigste Industrie des Planeten im Existenzkampf angekommen – auch sie fĂŒhrt ihren Kampf mit allen Mitteln!

Donald Trump, Spendenliebling des fossilen Sektors in den USA, ist ein willkommener Eisbrecher fĂŒr das nĂ€chste und ĂŒbernĂ€chste Projekt von Öl und Gas. Wer mit der Weltvernichtung noch ein bisschen Geld verdienen will, der wĂ€hlt und fördert Trump – in dessen Schatten man schließlich tun und lassen kann, was man möchte. Joe Biden hingegen, der zumindest AnflĂŒge ernsthafter Klimapolitik erkennen lĂ€sst, bekommt fĂŒr seinen Wahlkampf auch 2024 nur wenig Geld aus fossilen Lobbyquellen. Was logisch ist: Klimaschutz ist der Hauptgegner fossiler Gewinne – Donald Trump spielt sich als deren Rettung auf.

Umweg 3: Steve Bannon

Hinter jedem egozentrischen Wahnsinnigen steht ein Team – oder weitere egozentrische Wahnsinnige. Einer davon ist Steve Bannon, eine Art podcastender Walrossmensch. Der ist nicht irgendwer, Bannon ist der mediale PrĂ€sidentenmacher hinter Donald Trump. Ohne Bannon und Breitbart wĂ€ren die Wahnsinnigen vermutlich nie so aufgeblĂŒht, via transatlantischem Echo gilt das in Deutschland nicht zuletzt fĂŒr Querdenken und eben die AfD (in den USA: Q-Anon und die MAGA-Republikaner).

Hier sei der (wichtige!) Hinweis erlaubt: Die breite Masse ist kein intellektuell gepflegter BildungsbĂŒrger. Die breite Masse zu gewinnen heißt, massentaugliche Methoden einzusetzen – und die wirken da, wo sie auch die schwachen Glieder einer Kette beachten. Die Werbeindustrie macht es uns seit Jahrzehnten vor: Mit GefĂŒhlen, Bildern und (relativ) einfacher Sprache ist die Wirkung am grĂ¶ĂŸten! Selbst in der intellektualisierten Klimaszene verbreiten sich Bilder mit SprĂŒchen schneller, als die letzte Studie vom PIK. So tickt der Mensch, ganz gleich, welches Niveau er seinem OberstĂŒbchen zuschreibt – Steve Bannon hat das verstanden und weiß es auch zu nutzen.

(Nicht Steve Bannon, sondern Putins Guru Alexander Solschenizyn)

Was Bannon mit Blick auf seinen Charakter auszeichnet, ist RĂŒcksichtslosigkeit und populistisches Gepolter, gepaart mit der FĂ€higkeit des Netzwerkens und der Stilisierung seiner selbst (bzw. seiner Auftraggeber) zum Faszinosum. Die Unterwerfung der MAGA-Irren unter Donald Trump ist auch Steve Bannons Werk, der z.B. mit Breitbart News schon frĂŒh in dieses Horn gestoßen hat.

Nach seinem Wirken am höchsten Amt der Welt, hat sich Bannon nun Europa zugewandt. Das Ziel ist eine Allianz der Neofaschisten, er selbst als Guru und Königsmacher kommender Regierungschefs.

Make „Heil Höcke“ Great Again!

Schon vor Jahren haben Steve Bannon und die AfD Kontakt geknĂŒpft. Wie haltbar und stetig dieser Kontakt seither gelaufen ist, ist von außen schwer zu sagen. Trotzdem sehen wir eine Entwicklung: Die Methoden von Bannon haben ĂŒber die AfD Einzug in die politische Meinungsbildung erhalten, mittlerweile sehen wir sie in einem weiten Spektrum, von AfD ĂŒber FDP und CDU/CSU, bis hin zur Wagenknecht-Partei. Viele der Methoden, mit denen sich solcherlei verantwortungslose Flachflöten in der öffentlichen Debatte generieren, lassen sich unter Flood The Zone With Shit zusammenfassen: Eine Strategie, die Steve Bannon groß gemacht hat. Mit dem Ziel, die lösungsorientierte Debatte klein zu machen. Eben jene Art der Debatte (lösungs- nicht egozentriert), die ihm klare Grenzen aufzeigt: Gesellschaftliche Grenzen, rechtliche Grenzen, moralische Grenzen, physikalische Grenzen.

2024 hat Steve Bannon angekĂŒndigt, die AfD ĂŒber 50% der WĂ€hlerstimmen treiben zu wollen. Das klingt im ersten Moment nach den feuchten TrĂ€umen eines alten weißen Mannes, doch sollte man Bannon schon mit Blick auf seine Biografie nicht unterschĂ€tzen: Mag sein, dass es fĂŒr die AfD alleine keine 50% werden. Und trotzdem zeigt uns das massenhafte Wegknicken der ehemals Liberalen und Konservativen im Lande, wie schnell und umfassend die Hetzer vom rechten Rand ĂŒber die Mitte herfallen können – wenn die sich nicht wehrt! Mit Bannons FĂ€higkeit, strategische BĂŒndnisse zu knĂŒpfen und die Öffentlichkeit hinter die Fichte zu fĂŒhren, spielen haltungslabile Machtmenschen wie Friedrich Merz durchaus eine Rolle in den Überlegungen: Wer fĂ€llt wie weit ins rechtslibertĂ€re Lager und welche Partei oder Gruppe oder Prozente bringt er mit? Vergessen wir nicht: Union und AfD zusammen halten zur Zeit die Mehrheit im Lande (Stand 13.04.2023). Und die Strategie, die die Christliche Union „gegen“ die AfD fĂ€hrt, ist an antichristlicher Idiotie ja kaum zu ĂŒberbieten: „Du willst meine Kinder schlagen? Das mach ich selbst, dann schlĂ€gst du sie nicht!“

Um möglichst viele Liberale und Konservative anzulocken, will Bannon seinen Podcast (WarRoom) auch in Deutschland an den Start bringen (WarRoomBerlin). Noch suche er einen geeigneten Moderator, was reflexhaft den Gedanken an Julian Reichelt aufdrĂ€ngt. Da wollen wir nur hoffen, dass Bannon wirklich so blöde ist, den in der breiten Bevölkerung verbrannten Kokser mit dem Frettchenblick zu engagieren. Nur: So blöde wird er nicht sein. Daher sei die Prognose gewagt, dass ein Typ der Kategorie „Dieter Nuhr“ diese Rolle ĂŒbernehmen wird. Nach außen seriös und anschlussfĂ€hig, innen drin ein opportunistischer Hetzclown allererster GĂŒte. Da solche Leute schwer zu finden sind, mag Bannons öffentlicher Hinweis auf seine Suche durchaus als Einladung zu verstehen sein.

Der Kreis schließt sich

Kommen wir zurĂŒck zu Elon „Starlink“ Musk. Der hat via Twitter-Debatte zuletzt mit Björn „Bernd“ Höcke gekuschelt und zeigte sich beinahe traurig darĂŒber, dass man in Deutschland nicht einfach so Parolen der SA sagen darf. Da bleibt die Frage offen, ob Höcke als Person auf Musk eine gewisse Faszination ausĂŒbt. Eine Frage, die in ihrer Dimension alles an AbsurditĂ€t und Gruselfaktor enthĂ€lt, was die Welt im Jahre 2024 mit sich bringt: Ist der on/off-reichste Mensch der Welt von Hitler 2.0 fasziniert?

Bannon scheint bei Musk ein weniger gutes HĂ€ndchen zu haben. Es bleibt zu vermuten, dass Bannon nicht anders kann, als sich sein Umfeld möglichst gefĂŒgig zu machen – was mit einem narzisstischen Typen wie Donald Trump noch funktionieren kann (Endgegner: Jared Kushner), geht bei Buck Rodgers 2.0 natĂŒrlich schief: Der (t)wittert die versuchte Unterwerfung, steigt in seine Rakete und zieht ab. So oder Ă€hnlich, das Ergebnis soll uns recht sein!

Interessant ist Musk auch, weil er sich – zum GlĂŒck! – nicht gĂ€nzlich an das rechte Schema hĂ€ngt. Der Klimawandel war und ist existent in seiner Wahrnehmung. Und er ist eine tatsĂ€chliche Bedrohung. Damit ist Musk fĂŒr einen Kampf gegen die freiheitliche Demokratie nur mit Abstrichen zu gebrauchen: Ihm geht es – wie all diesen Typen – vor allem um seine eigene Freiheit. Doch als VisionĂ€r ist er der Zukunft zugewandt – ganz egal, welche groschenromanartige Variation eines VisionĂ€rs er auch sein mag.

Trump, Bannon und die AfD sind ewig Gestrige, was mit Musk nicht wirklich harmoniert. Und sie haben die fossile Industrie auf ihrer Seite, fĂŒr die sie Regel um Regel aus dem Weg zu rĂ€umen versuchen. Musk steht abseits der fossilen Industrien, hat sie frĂŒher sogar als Gegner angesehen. Heute sind sie ihm zumindest egal. Der Kampf gegen die Energiewende ist einfach nicht der Kampf von Elon Musk.

Noch ein Umweg: Russland

Wenden wir den Blick von West nach Ost, so steht uns mit Russland die (blutverschmierte) „Tankstelle der Welt“ gegenĂŒber. Sie fĂŒhrt zur Zeit im eigenen Land den Faschismus ein, der dort – quasi als Echo des fossilen Raubtierkapitalismus unter der mafiösen Putin-Regierung – eine logische Folge ist: Die Konzentration von Macht, erschaffen aus der Ausbeutung der heimischen Rohstoffgebiete, wendet sich gegen die eigene Bevölkerung. Denn wer Macht auf sich konzentrieren will, der muss sein Umfeld entmĂ€chtigen (so steht es in der Diktatorenfibel).

China hingegen scheint sein eigenes Spiel zu spielen – wie so oft: Man lĂ€sst Russland gewĂ€hren und unterstĂŒtzt den Angriffskrieg Ă€hnlich schwachbrĂŒstig, wie der Westen die ukrainische Verteidigung unterstĂŒtzt. Die Folge: Billiges Gas und billiges Öl fließen von Russland nach China – Indien ist auf das Trittbrett aufgesprungen, der Westen hĂ€ngt mit dran. FĂŒr China ist das eine ideale Situation, in der sich Russland (von Chinas Gnaden abhĂ€ngiger Lieferant von Gas und Öl) und Europa (wirtschaftlicher Markt und politischer Gegner) gegenseitig schwĂ€chen.

Wenig ĂŒberraschend hat die russische Propaganda in Deutschland die Energiethemen fĂŒr sich entdeckt: Die tote Kuh der Atomenergie, die VerschwörungserzĂ€hlungen rund um Nord Stream 2, das Gefasel von Blackouts, von erfrierenden Mittelstandskindern mitten in Berlin und so weiter. Nicht umsonst nimmt solches Zeug in Putins Propaganda viel Raum ein. Und – Zufall, ick hör dir trapsen – die linke (BSW) und die rechte (AfD) Putinknecht-Partei fĂŒhrt das Thema auf ganz Ă€hnliche Art und Weise durch die Manege.

Dass nun der Haus- und Hofberichterstatter der amerikanischen Neurechten – Tucker Carlson – zum kritikbefreiten Interview mit Putin bereit gestanden hat, spricht BĂ€nde. Eine USA unter Donald Trump versteht sich nicht als Weltpolizei (wir mögen sie nicht, doch manchmal brauchen wir sie), sondern als Dealmaker. Und wenn der Förderer der US-amerikanischen Öl- und Gasindustrie eine Busenfreundschaft mit der Tankstelle der Welt eingeht – die schon einmal seine Wahl zum PrĂ€sidenten unterstĂŒtzt hat – dann heißt es: Klimakollaps, wer soll dich noch aufhalten?

GlĂŒcklicherweise gibt es auch im republikanischen Lager Personen, mit denen der egozentrische Wahnsinn nicht völlig durchgegangen ist – Tucker Carlson scheint auch ihretwegen sein GesprĂ€ch mit dem Kreml-Gremlin im Nachhinein kritisch zu kommentieren. Und so ist der Kampf zwischen wertkonservativ und MAGA-gaga nicht zu Ende. Und mit Steve Bannon und der AfD wird dieser Kampf vermehrt in Deutschland gefĂŒhrt – das die Rechten wohl als leichtes und lohnenswertes Opfer in Europa identifiziert haben.

Fazit

Bannon, Trump, AfD… und im Hintergrund die fossilen Geldtöpfe, die auch gerne mal rechtsoffenen Wahlkampf finanzieren. „Follow the money“ trifft hier auf „follow the Geisteshaltung“. Denn das Geld ist ja nur ein Mittel zur MachtausĂŒbung, wĂ€hrend die Geisteshaltung den Antrieb darstellt: Bei fossiler Industrie, Anarcho-Kapitalismus, Narzissmus und Faschismus ist die Haltung im Grunde dieselbe. Und sie ist der Kit, der diese plumpen Egomanen als Interessensgruppe zusammen hĂ€lt: „Ich will die absolute Freiheit! FĂŒr mich! Alle Regeln werden aus dem Weg gerĂ€umt!“

FĂŒr uns heißt das sehr einfach: Der Angriff auf „die Freiheit der Anderen“ ist fulminant, der Gegner ist weltweit vernetzt und bestens finanziert (Recherchetipp: Rex Tillerson). Seine Finanzgeber aus der fossilen Industrie sind im Endkampfmodus angekommen, fĂŒr sie gilt „alles oder nichts“. Was das mit Blick auf das Kampfgebiet der Klimadebatte heißt, sagt uns jene berĂŒhmte Klimastudie von ExxonMobil klar und deutlich: FĂŒr den kurzfristigen Gewinn kann gerne ein Planet geopfert werden! Was ist da schon ein angegriffenes Land (Ukraine), eine schwankende Demokratie (USA, Europa) oder das millionenfache Leid unter dem Joch der Klimakatastrophe?

Und was ist der aufkeimende Faschismus fĂŒr solche Leute? Er ist ihnen ein nĂŒtzliches Werkzeug, um die eigenen Interessen durchzusetzen: „Ich will die absolute Freiheit! FĂŒr mich! Alle Regeln werden aus dem Weg gerĂ€umt!“ Wer bei solchen Leuten auf moralische Einsicht wartet, der wird dieses „WegrĂ€umen“ schon bald per Handschlag am eigenen Vorgarten begrĂŒĂŸen.

FĂŒr die Verteidiger einer lebenswerten Zukunft heißt es: Lasst den Wackelpudding zuhause, holt die wirkungsvollen Apparaturen heraus. Weil: Die IntensitĂ€t des Angriffs bestimmt die Waffen der Verteidigung. Das wusste schon Stephen King:

Nachtrag 21.04.2024

Am 20.04.2024 stimmte der Kongress der USA nach langer HĂ€ngepartie fĂŒr das dringend benötigte Hilfspaket fĂŒr die Ukraine. Treibende Kraft hinter diesem recht ĂŒberraschenden Coup ist der Republikaner Mike Johnson, seit Oktober 2023 Sprecher im Kongress. Mit unserem Thema hat das erstmal nichts zu tun – der Applaus fĂŒr Mike Johnsons Initiative soll trotz des folgenden Absatzes unterstrichen werden.

Mike Johnson steht dem Kreationismus nahe. Den Klimawandel leugnet er. Er erhĂ€lt massive Spenden der fossilen Industrie. Und hier sehen wir an einem Beispiel, das aus völlig anderen GrĂŒnden (Ukrainehilfe) ins Rampenlicht gerĂŒckt ist, das immer und immer wieder auftretende Muster: Klimawandelleugnung wird durch fossile Industrien gefördert. Was ExxonMobil in den 1970ern begonnen hat, ist weiterhin eine wichtige SĂ€ule der fossilen Marktstrategie.

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Krisen und FlexibilitÀt


Die Dinge können auf dreierlei Wegen gehen: Den gewohnten Gang (1), den ĂŒberraschend guten (2) und den ĂŒberraschend schlechten Gang (3). Das Problem unserer Gesellschaft ist, dass wir scheinbar nichts anderes mehr können, als den gewohnten Gang. Denn der hilft uns heute nicht – der macht es nur noch schlimmer.

Es brennt in der Welt: Kriege ploppen auf, die Klimakrise macht ordentlich Alarm, die Ökosysteme sterben wie die Fliegen und der Faschismus wittert Morgenluft (mit dem Ziel, die Morgenluft mit schwarzem Rauch zu verpesten). Dass wir in einem Zeitalter der Krisen angekommen sind – und dass die Pandemie nur ein Aufgalopp war – sollte den Menschen mittlerweile klar sein. Okay, es gibt auch die kognitiv komplett Ausgehebelten, aber die wĂ€hlen AfD und BSW und sind unrettbar verloren.

Betrachten wir zuerst das Prinzip einer verĂ€nderten Situation: Situation A (z.B. Winter) fordert einen gewissen Umgang mit ihr. Beim Winter können wir z.B. warmen Tee trinken, uns eine flauschige Strickjacke umhĂ€ngen, miteinander kuscheln und das heimische Lagerfeuer höher drehen. Nun verĂ€ndern wir die Situation: Aus Winter wird Sommer. Was macht das nun? Praktikabel gesprochen: Saftschorle statt Tee, T-Shirt statt Strickjacke und das Lagerfeuer wird gelöscht (Kuscheln bleibt, nur eben mit weniger Stoff auf der Haut). WĂŒrden wir uns in einer verĂ€nderten Situation nicht selbst verĂ€ndern (also unser Verhalten), dann hĂ€tten wir ein Problem. Im Winter-Sommer-Beispiel wĂŒrden wir schwitzen, eventuell sogar kollabieren.

Die FÀhigkeit zum Sich-Selbst-VerÀndern im Angesicht sich verÀndernder UmstÀnde, das ist die FlexibilitÀt. Und sie ist eine der wichtigsten Eigenschaften des Homo sapiens: Ohne die FlexibilitÀt im Kopf hÀtten wir in der wilden Natur nie eine Chance gehabt (wir hÀtten nie Werkzeug oder Kleidung entworfen). By the way: Die FlexibilitÀt im Magen, die uns eine Vielfalt an Nahrungsquellen eröffnet, ist ebenso eine wichtige SÀule der Eroberung (und leider: Unterwerfung) der Welt. Kurzum: Die FlexibilitÀt ist unser wichtigstes Werkzeug in einer sich verÀndernden Welt!

Wir haben zu Beginn drei mögliche Ebenen des Seins angesprochen:
· den gewohnten Gang (1)
· den ĂŒberraschend guten Gang (2)
· den ĂŒberraschend schlechten Gang (3)
Punkt (3) ist die Krise, hier geschehen unerwartete Dinge, die die Sicherheit, LeistungsfĂ€higkeit usw. angreifen oder gar außer Kraft setzen. Im Gegensatz zum Alter, das bekanntlich die körperliche und kognitive LeistungsfĂ€higkeit angreift und letztlich in den Tod fĂŒhrt, sind Krisen nicht Teil des normalen und erwartbaren Gangs der Dinge. Eine Krankheit kann eine Krise darstellen, je plötzlicher und heftiger, desto krisenhafter. Die Klimakrise ist hierbei eine Krankheit auf planetarer Ebene, die Neue Rechte zumindest eine Krankheit auf gesellschaftlicher Ebene. Unschöner Nebeneffekt: Die gesellschaftliche Krankheit heizt die planetare Krankheit gezielt an – das hierfĂŒr genutzte Gift nennt sich „Neoliberal“.

So viel zum Problem – kommen wir zur Lösung

Wie wir gesehen haben, kommt die Krise ĂŒberraschend (bzw. relativ ĂŒberraschend) und stört die ĂŒblichen AblĂ€ufe: Auch hier ist die Pandemie ein anschauliches Beispiel. HĂ€lt man eisern an den AblĂ€ufen der Vorkrisenzeit fest, so wird die Krise nicht gelöst, sondern gestĂ€rkt. Bei Corona wĂ€ren es zig Millionen Tote gewesen. Beim klimatisch-ökologischen Kollaps stĂ¶ĂŸt die Menschheit erstmalig in den Bereich von Milliarden Toten vor. Gerade die klimatisch-ökologische Bedrohung zeigt uns deutlich, dass eine Krise etwas anderes fordert, als das stupide „Weiter so!“ aus dem Werkzeugkasten patriarchaler Bockigkeit. Sie fordert FlexibilitĂ€t!

FlexibilitĂ€t beschreibt ein anpassungsfĂ€higes Verhalten. Anpassung bedeutet reflexhafte VerĂ€nderung, aber auch bewusstes Umdenken. Und damit sind es die gewohnten Wege, die durch eine flexible Reaktion auf eine Krise infrage gestellt werden. Wir sind gefordert, eingeĂŒbte – und in der Vorkrisenzeit möglicherweise erfolgreiche – Wege zu verlassen und neue, unbekannte und ungeĂŒbte Wege zu betreten. Sprich: Wir mĂŒssen uns mit Hindernissen und Unwissen auseinandersetzen. Das Wunderschöne daran: Genau dafĂŒr ist das menschliche Gehirn gemacht!

Solche Narrative wie die kindliche Neugier, der Aufbruch in ein neues Leben und die FĂ€higkeit zur selbstkritischen VerĂ€nderung werden hoch geschĂ€tzt – zumindest als Eintrag im SprĂŒchekalender. Analog zur „wehrhaften Demokratie“ ist uns auch die FlexibilitĂ€t so wichtig, dass wir sie bei vielen guten (und weniger guten) Gelegenheiten ans nĂ€chstbeste Plakat pinseln. Doch leben wir das auch, was wir so gerne behaupten?

Wo liegt nun das Problem?

Das menschliche Gehirn fĂ€hrt vielgleisig. Bei aller Überlegenheit in Sachen FlexibilitĂ€t, klammert es sich ebenso an der Gewohnheit fest. Und bei der Gewohnheit fĂ€llt uns eine unschöne Funktionsweise auf die FĂŒĂŸe: Je lĂ€nger und umfassender man sich an etwas gewöhnt, desto schwieriger ist es, aus dieser Gewohnheit wieder heraus zu kommen – man denke nur an die Umstellung der ErnĂ€hrung!

Nun haben sich die westlichen Gesellschaften seit den 1950ern daran gewöhnt, in einem krisenbefreiten Luxus zu schwelgen, in dem die (Lebens)Wege vorgezeichnet und die weichen Sessel vorbereitet sind: Schule 🠒 Arbeit 🠒 Hochzeit 🠒 Kinder 🠒 Kreuzfahrt 🠒 Tod. Wir haben uns eine starre Welt gebaut, da uns diese Starre ein GefĂŒhl von Sicherheit gibt: Erstmals hat 9/11 diese scheinbare Sicherheit infrage gestellt – doch viel zu schnell sind wir wieder in die Gewohnheiten verfallen, die unser ganzes Leben dominieren: Shopping und Fortpflanzung. Denn diese starre Welt hat einen prĂ€genden Einfluss auf unsere FĂ€higkeit zur FelxibilitĂ€t: Sie wird untergraben.

Die westliche Demokratie ist dabei wie ein Elefant (nennen wir ihn „Olaf“), auf den eine Lawine zu rast: Er fĂŒhlt sich groß und unumwerfbar – und bleibt einfach stehen. Wir sehen es bei SPD und FDP in der Energie-, Verkehrs- und Klimapolitik: Einfach weiter, wie in den 80ern. Wir sehen es bei der Kommunikationsstrategie der GrĂŒnen: Einfach weiter, wie in den 90ern. Wir sehen es in unserem privaten Umfeld: Einfach weiter, wie ist eigentlich egal.

Flexibler sind die Neuen Rechten und ihre willfĂ€hrigen Zehenstreichler (ehemals Konservative). Man hat schnell gelernt, dass die alten Regeln heute nicht mehr gelten. Darauf bauen Kampagnen auf, die z.B. Patrick Graichen den Job und der WĂ€rmepumpe ihren Siegeszug gekostet haben. Man hat gelernt, dass heute viel massiver mit Dreck und Steinen geworfen wird, als noch vor zehn oder zwanzig Jahren. Und man nutzt diesen Lerneffekt fĂŒr strategische Machtpolitik, die sich sichtbar in den Umfragewerten abbildet.

Und jetzt?

Wir sehen also, dass wir uns in Krisenzeiten befinden: Althergebrachte Wege werden nutzlos, wer diesen Wegen weiterhin folgt (Stichwort: Appeasement-Politik), wird untergehen. Dass sich vor allem die Rechten und die neoliberalen Weltvernichter auf diese neue 2020er-Gesellschaft einstellen – und sie damit zunehmend formen – wĂ€hrend ein großer Teil des progressiven Spektrums im höflichen Weiter-So verharrt, ist eine InflexibilitĂ€t, die wir uns im Angesicht dessen, was da auf uns zurollt (und teilweise schon ĂŒberrollt), nicht mehr leisten können. Man kann diese InflexibilitĂ€t durchaus als RealitĂ€tsflucht bezeichnen.

Enden möchte ich – ausnahmsweise! – mit einem Zitat von Björn „Heil“ Höcke. Bzw. mit einer sinnigen Variation seines strunzbekloppten MĂ€nnlichkeits-Zitats:

Wir mĂŒssen unsere FlexibilitĂ€t wieder Entdecken! Denn nur, wenn wir unsere FlexibilitĂ€t wieder entdecken, kann die Demokratie wehrhaft werden. Unter dem Druck der Krisen muss eine Demokratie wehrhaft sein! Wehrhaft nicht zuletz, um solche Schmalspur-Adolfs wie Björn Höcke und solche Vollblut-Adolfs wie Vlad Putin auf ihre PlĂ€tze zu verweisen.

Und hier, liebe gewaltfreie Bildungsgesellschaft, kommt der neu zu begehende Weg, der sich – wie ĂŒbrigens jede Verteidigungsstrategie! – an der Art und Heftigkeit des Angriffs orientiert: Ohne etwas Badass in der AttitĂŒde, ohne die Bereitschaft, die Angriffe auf unsere Zukunft mit aller HĂ€rte zurĂŒck zu schlagen, werden wir verlieren. Von Gene Hackmann zu lernen, heißt in diesem Fall: Siegen lernen!

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Schöne Worte von Rechts: Remigration & Konzentrationslager


Seit die Inhalte des potsdamer Treffens diverser Halb- und Vollblutfaschisten bekannt geworden sind, geistert ein spannender Begriff durch die öffentliche Debatte: Remigration.

Die Remigration bezeichnet – naiv betrachtet – die proaktive UnterstĂŒtzung von Menschen mit Migrationshintergrund bei ihrer RĂŒckreise in das Land, aus dem sie (bzw. ihre Vorfahren) gekommen sind. Das mag nach der typisch deutschen Gastfeindlichkeit klingen, aber als Steilvorlage fĂŒr die sogenannte „Nazikeule“ kann doch dieses Wörtchen kaum dienen. Behaupten die Rechten…

Folgen wir der Debatte, finden wir weitere harmlos klingende Worte: So wird die Remigration auch als RĂŒckfĂŒhrung bezeichnet. Nun ja, man fĂŒhrt eben jemanden dort hin zurĂŒck, wo er (oder die Vorfahren) hergekommen ist. Was kann daran schlimm sein? Noch weiter geht die Volksgesundung, die nun wahrlich nach etwas Gutem, nach etwas Gesundem klingt. TatsĂ€chlich meint die Volksgesundung den organisierten Mord an allem, was als „krank“ definiert wird – also alles, was nicht bei drei „Heil Höcke!“ schreit. Weitere Beispiele fĂŒr rechte Euphemismen gibt es wie Sand am Strand der Normandie, wĂ€hrend die AfD und ihre Freunde (NIUS, WerteUnion, Hubsi Aiwanger) das Pferd der Unschuld reiten: „Wer wird denn gleich ‚Faschismus!‘ schreien?“

Schauen wir uns nun den echten, unleugbaren, totalen Faschismus an: Den Hitlerfaschismus. Der hat Millionen Juden und sonst wie unliebsame Menschen in Lager gesteckt, erschossen, vergast, zerstĂŒckelt, verbrannt… und auf jedwede andere Art und Weise massakriert, die sich eine kranke Seele nur ausdenken kann. Die hitlerschen Nazis haben getan, wovon die höckeschen Nazis (noch) trĂ€umen. Und so sagen uns die Begriffe aus dem Hitlerfaschismus sehr viel ĂŒber die Faschisten unserer Zeit. Nehmen wir folgendes Beispiel:

Konzentrationslager

Wenden wir die Kommunikationsstrategie von Rechts anno 2024 auf den Hitlerfaschismus und seinen Vernichtungsapparat an, dann bliebe nur folgender Schluss ĂŒbrig: „Das war alles nicht so schlimm. Die haben ja die Menschen in Konzentrationslager gesteckt. Und was macht man im Konzentrationslager? Na klar… man konzentriert sich!“ Im Zeitalter von Klickbait, Insta-Shorts und ADHS wĂ€re also der eine oder andere Teenager im Konzentrationslager gut aufgehoben. Da kann er sich bestens auf den Frontalunterricht vorbereiten: „Kind, konzentriere dich!“

Analog zur Remigration (die doch nichts anderes sei als eine fröhliche RĂŒckkehr zu den familiĂ€ren und kulturellen Wurzeln) und all den anderen schön klingenden Worten von Reinheit und Ordnung, lĂŒgt hier der Euphemismus um die Ecke. Dass man nichts Böses damit meint, kann man natĂŒrlich ledersteif und kruppstahlfest behaupten – die assoziierte friedliche Welt, in der „der Neger zufrieden in seinem Negerland wohnt“, ist aber nicht die RealitĂ€t. Diese nervige RealitĂ€t, die Faschisten gerne verschleiern (bevor sie die Macht ergreifen), sieht eher so aus – laut Björn „Bernd“ Höcke kommen fĂŒr die „Ausweisung via Schornstein“ 20 bis 30 Prozent der Menschen in Deutschland infrage:


Tja, liebe AfD-Nazis und Eure ultrakonservativen und radikalliberalen SteigbĂŒgelhalter, es ist eben nicht alles so, wie es der Faschist benennt. Die Geschichte hat uns doch gelehrt, dass es in einem Konzentrationslager nicht um die Konzentration geht (weder von Menschen, noch von Gedanken), sondern in erster Linie um die Vernichtung. Die Vernichtung von Menschen, von Leben, von Erinnerungen, von Familie, von Geschichte, von Liebe und so weiter. Und wer Menschen zu Millionen ermorden will, fĂŒr den ist eine sprachliche LĂŒge auf dem Weg der Machtergreifung wahrlich kein moralisches Hindernis.

Euphemismen wie Remigration, Volksgesundung und das Konzentrationslager haben nur einen Zweck: Sie sollen den menschenverachtenden Grundgedanken unter die Leute bringen, wĂ€hrend er sich an der sprachlichen OberflĂ€che mit seiner scheinbaren Harmlosigkeit gut entschuldigen lĂ€sst. Je öfter solche Worte in den tĂ€glichen (und irgendwann auch alltĂ€glichen) Gebrauch hinein wandern, desto stĂ€rker erodiert die klare Kante gegen das, was wir nicht wollen: Die Umsetzung faschistoider Vernichtungsphantasien in der RealitĂ€t. Richtig gelesen: „Nie wieder ist jetzt!“ ist keine woke Mode, mit der die Wartezeit zum FrĂŒhling ĂŒberbrĂŒckt werden soll. Es ist der Widerstand, der sich dem Hitlerfaschismus leider viel zu spĂ€t entgegen stellte.

2024 haben wir eine neue Chance! Anstatt aus dem Untergrund heraus ein faschistisches Regime zu bekĂ€mpfen, können wir dieses Regime verhindern. Und deshalb sollten wir uns keinen Millimeter auf die Debatte einlassen, ob diese Remigration nun Deportation, Vernichtung oder einen lebenslangen Urlaub auf Bali bedeuten soll. Denn wir wissen es bereits: Ein Konzentrationslager klingt so unverfĂ€nglich wie die Remigration. Doch am Ende der Euphemismenschleuder wartet der Tod…


…auch fĂŒr die, die ihn in die Welt gesetzt haben:

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Taiwan – jetzt wird’s dĂŒster


Mit der eskalierenden Klimakrise hat die Weltgemeinschaft ein Riesenproblem. Ein Zweites mit dem Artensterben. Ein Drittes mit dem drohenden Massencrash im Weltraum. Wenn nun China die kleine Insel Taiwan angreift, dann wird es womöglich keine Weltgemeinschaft mehr geben, die darauf reagieren kann. Ein Szenario.

Zu Beginn sei gesagt, dass dieses Szenario keinesfalls so kommen muss – es ist mehr ein wildes Spekulieren im Kaffeesatz der Möglichkeiten, denn eine glaskugelklare Vorhersage. Erschreck dich also nur ein bisschen, vielleicht kommt alles andersÂč.

Ausgangssituation

Pandemie, Krieg, Terror, Klima, BiodiversitĂ€t… wir sind endgĂŒltig im Zeitalter der Krisen angekommen. Und wĂ€hrend System um System an StabilitĂ€t verliert, wird die Wehrhaftigkeit unserer Demokratie chronisch ĂŒberschĂ€tzt. TatsĂ€chlich liegt sie irgendwo zwischen der Überempfindlichkeit dauerbetroffener Political Correctness und der turboliberalen RĂŒcksichtslosigkeit eines Elon Musk… in TrĂŒmmern. Sprechblasen-Kanzler Olaf Scholz als menschgewordene FĂŒhrungsschwĂ€che ist wahrlich keine Hilfe. Hobby-Hitler Xi Jinping als Gegenbeispiel: Politisch straight und fĂŒhrungsstark, blöderweise menschlich völlig fehlgeleitet. Wie so oft in der Geschichte, herrscht auch anno 2023 ein gefĂ€hrliches Ungleichgewicht zwischen fĂŒhrungsstarken Irren (Putin, Xi, Trump, Höcke) und der intellektuellen Elfenbeinturm-Weakness einer fett gefressenen Wirtschaftsdemokratie (z.B. SPD).

Apropos Hobby-Hitler: Das im Faschismus versinkende Russland hat sich wie ein tollwĂŒtiger Terrier in der Ukraine verbissen, die sich (zum GlĂŒck!) erstaunlich wehrhaft zeigt. Der Westen aber macht, was er immer macht: Er schwingt große Reden der Treue und weint innerlich um sich selbst, wĂ€hrend der gepriesene VerbĂŒndete (Ukraine) am langen Arm verhungert. Anstatt Russland – und nicht zuletzt China! – zu zeigen, dass es klare Grenzen gibt, lassen wir die Menschen in der Ukraine gerade so sehr bluten, dass es unser Gewissen nicht zu dolle zwickt. Der irre Zitterclown im Kreml wirft wĂ€hrenddessen Division fĂŒr Division in den menschlichen Fleischwolf, denn wie viele Menschen sterben und verstĂŒmmelt werden, das ist ihm ziemlich Kremljowskaja (dt.: Wurst). Mit einem Wort: Die Weltlage ist erbĂ€rmlich.

Nochmal zurĂŒck ins Reich der Mitte: China hat begriffen, welche Drastik der Klimakrise innewohnt. Der dortige Ausbau erneuerbarer Energien ĂŒbersteigt alles bisher dagewesene – trotz weiterhin massiver Energieschöpfung aus Kohle und Gas. China nimmt einen klaren Kurs in die Zukunft, doch an einer 2° wĂ€rmeren Welt scheint es sich nicht so recht zu stören. Einen galoppierenden Klimawandel will man aber nicht riskieren, weswegen der Ausbau der Erneuerbaren auf dem GerĂŒst der unzĂ€hligen Kohleminen Sinn macht. Also einen machtpolitischen Sinn, ohne RĂŒcksicht auf andere LĂ€nder oder die eigene Bevölkerung.

Das Gesamtbild schmeckt nach der Vorbereitung auf eine zersplitterte Welt im klimatisch-ökologischen Kollaps. Eine Welt, in der die militĂ€risch stĂ€rkeren LĂ€nder sich die schwĂ€cheren einverleiben. Ein Angriff auf Taiwan passt ins Bild und kann diesem Szenario sogar Vorschub leisten – zugunsten Chinas. Mit großer Sicherheit ist der chinesischen FĂŒhrung klar, dass das Reich der Mitte sich auf mittelfristige Sicht sowieso ausdehnen muss, wenn es seine GrĂ¶ĂŸe nur behalten will, denn auch China wird noch in diesem Jahrhundert klimatische Todeszonen haben. Der russische Lakai im Norden kommt da als dĂŒnn besiedelte Landmasse wie gerufen.

Die unfassbar abartige Attacke der Hamas auf Israel (und Bibis Reaktion) spielt weltpolitisch nur eine untergeordnete Rolle: Sie lenkt die Menschen ab, ist Wasser auf die MĂŒhlen der Rechten, hat aber die Statik der Weltgemeinschaft nicht tiefgreifend verĂ€ndert. Daher bleibt sie in diesem Artikel ein Randthema. Hier soll es um globale ZusammenhĂ€nge gehen.

Taiwan – jetzt wird’s dĂŒster

China kauft massig Gold und macht aus den GrĂŒnden keinen Hehl: Man will sich fĂŒr einen Krieg gegen Taiwan rĂŒsten. Auch Russland hat sich vor seinem Angriff auf die Ukraine mit GoldkĂ€ufen auf mögliche Sanktionen vorbereitet. Doch China hat einen dreifachen Vorteil: 1. Mit den Sanktionen gegen Russland besteht eine Blaupause zu dem, was es selbst zu erwarten hĂ€tte. 2. Es steht einem deutlich schwĂ€cherem Westen gegenĂŒber, als Russland anno 2022. 3. Wirtschaftlich hĂ€ngt der Westen vor allem an Chinas Tropf – trotz russischer Kohle, Gas und Öl. Die Aussagen aus dem chinesischen Regierungsapparat sind daher nicht nur unmissverstĂ€ndlich, sie sind glaubwĂŒrdig: Der Krieg gegen Taiwan wird kommen.

Wir sehen schon in der Causa der Hamas, dass die militĂ€rische UnterstĂŒtzung des Westens fĂŒr die Ukraine schwindet. Man möchte rufen: „Wehrhafte Demokratie, wo bist du?“ Da Taiwan ebenso wie Israel ein VerbĂŒndeter des Westens ist, sind die Folgen einer chinesischen Attacke auf Taiwan fĂŒr den momentan grĂ¶ĂŸten Krieg der Erdscheibe klar ableitbar: Noch weniger UnterstĂŒtzung fĂŒr die Ukraine, Russland wĂŒrde den Krieg auf absehbare Zeit gewinnen. Und dann? Lettland, Moldau und so weiter – damit ist die NATO im Krieg mit Russland und fĂŒr China ist der Weg frei: Insel fĂŒr Insel, die Philippinen, Indonesien, Malaisia… who knows exactly? Das Gesamtbild bleibt das gleiche: In einer geschredderten Weltgemeinschaft gilt das Recht des StĂ€rkeren.

Das System, auf dem unsere heutige Weltgemeinschaft gebaut ist, ist ein Wirtschaftssystem. Je grĂ¶ĂŸer und erruptiver der Schaden an diesem System, desto ĂŒbler die Folgen fĂŒr die einfachen Menschen. FĂŒr die Armen. FĂŒr den Mittelstand. Das wĂŒrde auf beiden Seiten dramatisch werden, mit einem entscheidenden Unterschied: Russland und China sind Diktaturen. Sie knechten die Menschen sowieso. Hungersnöte und AufstĂ€nde sind fĂŒr die dortigen Machthaber keine kritischen Probleme: Ersteres wird ausgesessen, letzteres wird niedergeschossen.

Unsere Demokratien halten so etwas nicht aus – man sieht schon jetzt einen deutlichen Ruck in Richtung Seperatismus und Faschismus, obwohl es uns zur Zeit noch ziemlich gut geht. Die logische Konsequenz einer anhaltend destabilisierenden Entwicklung ist der Zerfall Europas in mehr oder weniger repressive Einzelstaaten, KĂ€mpfe an deren RĂ€ndern, BĂŒrgerkriege im Inneren (vielleicht auch in den USA) und eine sich ins Unendliche öffnende Scheere zwischen Arm und Reich. Daraus folgt: Weltgemeinschaft adios!

Der Startschuss fĂŒr eine solche Entwicklung droht noch in dieser Dekade: Xi Jinping ist 70 Jahre alt und wird es sich kaum nehmen lassen, zu Lebzeiten von der TribĂŒne in Taipeh einer Parade seines siegreichen MilitĂ€rs zu winken. So wie Kremlin-Gremlin Putin es nach drei Tagen Krieg in Kyiv gern getan hĂ€tte – man reiche ihm ein Taschentuch. Das Dilemma ist ja kaum zu glauben: Die Welt brennt wegen Winkeclowns im Rentenralter.ÂČ

Kipppunkte

Es gibt klimatische und ökologische Kippelemente. Und es gibt weltpolitische Kippelemente. Die China-Taiwan-Problematik könnte zum globalen Kippelement werden, und zwar schneller als uns lieb sein kann. Die Gefahr ist dabei eine Zersplitterung der Welt an zu vielen Krisen und Kriegen in einer Plötzlichkeit, wie sie großen kollabierenden Systemen oftmals innewohnt. Positiv gesagt: Es bleibt spannend!

Was hilft?

Verlöre Russland in der Ukraine schnell und umfassend, wĂŒrde der Westen in einem solchen Szenario (China greift Taiwan an) weniger gebunden sein. Ein weiterer Vorteil wĂ€re ein neues Selbstbewusstsein: Die demokratische Weltgemeinschaft hĂ€tte erstmals nach 1945 einen faschistoiden Groß-Agressor besiegt, und könnte einem globalen ZerrĂŒttungsversuch Chinas gestĂ€rkt entgegen treten. So traurig es ist, die Atombombe hat es uns gelehrt: Je stĂ€rker die militĂ€rische Schlagkraft, desto sicherer ist eine (von Arschlöchern gelenkte) Welt.

Daher plĂ€diere ich fĂŒr einen Umgang mit Russland, Ă€hnlich wie damals mit Nazideutschland: Der Ukraine muss gewinnen! DafĂŒr braucht es dringend eine konsequente (eben auch militĂ€rische) UnterstĂŒtzung, die selbst China ĂŒberrascht – Taurus und F-16 wĂ€ren zumindest ein Anfang. Und wenn Europa eine entscheidende Rolle spielt, vielleicht sogar die FĂŒhrungsrolle, dann verschiebt sich das globale Gleichgewicht zurĂŒck in Richtung einer dauerhaften und stabilen Demokratie – das Aufbegehren des Imperialismus wĂ€re vorerst eingestampft. Mit Blick auf die eskalierende Klimakrise ist eine solche Wende mehr als wĂŒnschenswert.

Zuletzt sei gesagt: All diese Forderungen nach Waffen (gegen den Faschismus) und StĂ€rke (gegen den Imperialismus) sind einer weltpolitischen Situation geschuldet, die maximal beschissen ist. Viel schöner wĂ€re es, wenn aus Russland Vodka statt Krieg, aus dem Westen Demokratie statt Kapitalismus und aus China elegischer Filmzauber statt imperialistische Machtpolitik kommen wĂŒrden…



Âč) schlimmer
ÂČ) eine godzillagroße Miezekatze könnte das Problem schnell lösen

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Vernichtet die Wissenschaft!


… denn sie trĂ€gt die Schuld an allem. Das zumindest lehrt uns der Film „Battleship“ (2012) in einer solch konsequenten Hirnschissigkeit, dass er einwandfrei als Blaupause fĂŒr intellektuelle Endstufen des Homo sapiens Ă  la Querdenken und EIKE e.V. dienen kann.

Geboren in der Überheblichkeit einer unsinkbaren Titanic, hat sich die gierige Ignoranz als Quell aller möglichen Filmkatastrophen in Hollywood festgesetzt. Da kommen verantwortungsbewusste Leute um die Ecke, warnen aus gutem Grund vor einem bissigen Hai, einer explodierenden Bohrinsel oder dem öffnen einer sonstigen Box der Pandora – doch niemand hört zu und alles endet ĂŒbel. Diese Storyline kann als Aufruf interpretiert werden, doch bitte auf die Wissenschaft zu hören. Klingelt da was im Jahre 2023?

Nun gibt es leider viele Geister, die lieber verdrĂ€ngen als zu verstehen, lieber mit bunten Luftballons in der Hand durchs Dunkel tapsen, anstatt sich am Licht der Wahrheit die zarten Pfötchen zu verbrennen. Die Macher hinter dem Film „Battleship“ (quasi das abstruse Gegenmodell zu „Contact“ von 1997) scheinen solche Geister gewesen zu sein. Zumindest ist ihr Machwerk ein ganz ĂŒbler Schrei nach: „Besser nichts wissen, vernichtet die Wissenschaft!“


Schon im Trailer wird der Ozean – metaphorisch das Unbewusste bzw. Unerforschte – als Hort des Bösen etabliert. Hier lauert die Gefahr, was aus ihm auftaucht sollte besser weggeballert werden. Doppelt gemoppelt, denn das Böse in „Battleship“ stammt ursprĂŒnglich aus den Tiefen des Universums – metaphorisch ein ebenso unerforschtes Terrain. Die Duftmarke ist also gesetzt: Das unbekannte Terrain ist die BrutstĂ€tte des Bösen.

Wissenschaft erforscht dieses Unbekannte, versucht es zu verstehen und fĂŒr uns Menschen nutzbar zu machen. Um in der Bildsprache von „Battleship“ zu bleiben: Wissenschaft stĂ¶ĂŸt in die Tiefen von Ozean und All hervor und ist dabei mit Neugierde und Offenheit bewaffnet. In „Battleship“ mutet dieser Wissensdurst (ohne den wir noch heute nackig durch die Steppe hĂŒpfen wĂŒrden) naiv an und sorgt natĂŒrlich fĂŒr ein grandioses Disaster. Es beginnt mit einer Botschaft ins All, in Richtung eines möglicherweise belebten Planeten. Die Botschaft wird aufgenommen und das gesichtslose Böse fĂŒhlt sich eingeladen, auf der Erde militĂ€risches Rambazamba zu spielen. Ist ja logisch – was denn sonst? Die Wissenschaft spielt also die Rolle eines dummen Kindes, das den tollwĂŒtigen Dobermann von der Leine lĂ€sst. Man ist versucht zu sagen: Als wĂŒrde Wolfgang Kubicki der FDP aus dem IPCC-Bericht vorlesen (was er mit Sicherheit nicht tut).

Spulen wir knapp eine Stunde vor: Nach viel sinnlosem Geballer und ebenso sinnlosem Schauspiel von Rihanna (die ich mal im Mainzer Landtag auf dem Klo getroffen habe) muss das Böse besiegt und seine Wiederkehr verhindert werden. Besiegt wird es mit Waffen und markigen SprĂŒchen, denen gegenĂŒber Conan wie ein großer Denker wirkt. Doch damit nicht genug, wir wollen ja des Bösen Wiederkehr verhindern. Und das geht so (ab Minute 5):


WĂ€hrend zu schlechter Rockmusik auf den AuslĂ€nder… ÀÀÀhh… das Alien eingeschwartet wird, senden die vom Alien okkupierten Radioteleskope die nĂ€chste fatale Botschaft an dessen Heimatplaneten – sie bitten um VerstĂ€rkung. Schon wieder: GerĂ€te der Wissenschaft im Dienste der Menschheitsvernichtung! Doch die verschwitzten Soldaten kennen da nix: Mit einiger MĂŒhe (und vorhersehbarem Erfolg) ballern sie die schönen Radioteleskope rechtzeitig zu Asche. Was ein GlĂŒck fĂŒr die Menschheit, dass diese schĂ€ndlichen GerĂ€te vernichtet wurden. Nun kann dieser elende Wissensdurst keinen weiteren Schaden mehr anrichten, die Zukunft wird zum friedlichen BĂ€lleparadies der Agonie.

Zwei paar spannende Details:

  1. Der Tpy, der dem Alien einen Koffer um die Backen haut, ist einer der (wenigen) Wissenschaftler im Film. Bis zu dieser Szene war er nutzlos, durch den Lockruf zu Beginn des Films sogar schÀdlich. Doch endlich hat seine Existenz einen Sinn, indem er mit einem Koffer auf den Fremden einschlÀgt.
  2. Unter seinem Helm macht das Alien den Eindruck eines netten Bibliothekars. Und wie wir spĂ€testens seit der Undenlichen Geschichte wissen, sind Bibliothekare die HĂŒter des Wissens. Klar: Dem Typ schlagen wir direkt mal seine BackenzĂ€hne aus dem Gesicht.

Nun weiß ich auch nicht, ob ich mit diesem Artikel eine tiefenpsychologische Filmanalyse oder eine links-grĂŒn-woke Überinterpretation geliefert habe. Überhaupt sollte man nicht alles ernst nehmen, was geschrieben steht oder im Kino lĂ€uft. Doof ist „Battleship“ allemal, filmisch reizvoll ist er höchstens auf der Ebene der technischen Perfektion. Und daher schauen wir zu guter Letzt dem großartigen Leslie Nielsen tief in die Augen – und fragen uns: Ist diese Szene aus „Die Höllenfahrt der Poseidon“ (1972) in ihrer Analogie zur heutigen Zeit nur Zufall… oder Chiffre?

Und was – verdammte Monsterwelle! – wusste Captain Harrison?

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Die Reichen sind im Kollaps die Ă„rmsten


In der Klimagerechtigkeitsbewegung wird gerne darauf hingewiesen, dass die Ärmsten die grĂ¶ĂŸten Opfer der Klimakrise sind. Das ist (leider) wahr. Und trotzdem gibt es drei gewichtige GrĂŒnde dafĂŒr, dass auch die Reichen Angst vor dem drohenden Kollaps haben sollten: Sie sind ein logisches Ziel fĂŒr viele Gegner.

Da in diesem Artikel u.a. von Massaker, Mord und Menschenjagd die Rede ist, will ich zu Beginn deutlich machen: Bei allem VerstĂ€ndnis fĂŒr das rudimentĂ€re Verhalten des Homo sapiens – gerade in Sachen „Klima-Rache“ – solltest du dich dringend hinterfragen, wenn du diesen Text als Aufruf verstehst. Oder besser: Verstehen willst! Dieser Text will etwas aufzeigen, nicht etwas auslösen. Nachdem das gesagt ist, hier drei GrĂŒnde, warum im drohenden zivilisatorischen Kollaps die Bedrohungslage fĂŒr die obersten Zehntausend ganz besonders steigt:

  1. Wenn die Bediensteten rebellieren

    Die Superreichen bauen nicht nur Bunker und umzĂ€unte StĂ€dte, sie mĂŒssen diese Infrastruktur auch versorgen. HierfĂŒr benötigen sie Armeen von Bediensteten, die im Gegenzug in einer halbwegs sicheren Infrastruktur leben dĂŒrfen. Ohne sie wĂŒrde diese Infrastruktur nicht funktionieren, ihren Chefs gegenĂŒber sind sie jedoch in der Überzahl. Auch die bewaffneten Sicherheitsdienste sind letztlich Bedienstete.

    In einer kollabierten Zivilisation wird deutlich, was im Grunde jeder weiß: Ein umzĂ€untes Areal ist auch ein GefĂ€ngnis. Ob es also fĂŒr das eigene Überleben förderlich ist, sich selbst mit einem Heer aus (teilweise bewaffneten) Bediensteten zu kasernieren, ist mehr als fraglich. Schließlich gibt es nach dem Kollaps keine Gerichte, keine Polizei mehr – es zĂ€hlt das Recht des StĂ€rkeren. Im Bunker ist der Superreiche der SchwĂ€chere. Und meistens auch ein Arschloch. Keine guten Voraussetzungen…

  2. Die bewaffneten Horden

    Kollabiert eine Zivilisation, werden die Waffen nicht verschwinden. Sie werden nur neu aufgeteilt. Es ist eine logische Folge, dass sich vor allem gewaltbereite Gruppen nach Waffen umsehen werden – die Faschisten in unserem Land tun das ja jetzt schon: Sie wollen nach dem Kollaps fĂŒr Krieg und „Action“ vorbereitet sein. Allein in den USA besitzen Privatpersonen mehr als eine Waffe pro Kopf – bei 332.000.000 Einwohnern sind das eine ganze Menge. Das MilitĂ€r ist hierbei nicht mitgerechnet.

    Nun haben wir eine kollabierte Zivilisation und ĂŒberall rennen schwer bewaffnete Horden rum – ganze Panzerbataillone mit Schnaps und Hass im Kofferraum. Die werden fĂŒr ordentlich Massaker sorgen, auch aus Spaß. Trotzdem ist eines klar: Wer ĂŒberleben will, sucht nach Luxus und Infrastruktur. Oh… da klingelt was? Genau! Die Ärmsten werden in einer Kollapswelt „nur“ unterwegs massakriert, wĂ€hrend die luxuriösen Anwesen die wahren Ziele sind, die es zu erobern gilt.

  3. Die Rache der Generationen

    Dieser Punkt ist heikel, denn er konterkariert die strenge Gewaltfreiheit der Klimabewegung. Doch was macht die Klimabewegung aus? Ganz einfach: Sie hat(te) eine Chance, den drohenden Kollaps zu verhindern. Ihre Motivation ist das Ergreifen von Chancen: Eine aufbauende und keine zerstörende Motivation. In wenigen Jahren wird das anders sein – Chancen ergreifen ist fĂŒr die heranwachsende Generation kaum noch eine Option, die Chancen sind ja schlicht verbraucht.

    Die Reichen und Superreichen stehen auf der anderen Seite: Sie sind die Speerspitze der Zerstörung unserer Zukunft, viele von ihnen gehen diesen Weg bewusst. Da stellt sich die Frage, welche Motivation die heutigen Kinder treiben wird, wenn sie in wenigen Jahren handlungsfÀhig sind. Wenn diese Generation versteht, dass man sie sehenden Auges in den planetaren Kollaps schickt und sie nichts mehr dran Àndern können. Die Motivation wird eine andere als die unsrige sein: Eine gesamte Generation auf der Jagd nach den Schuldigen!

Hollywood hat unsere Gehirne gebraten und uns die Idee einer krassen Schere zwischen Arm und Reich im Kollaps implementiert: Snowpearcer, Elysium, (und auf dem Weg dort hin: Die kommenden Tage, Soylent Green, Children of Men)… um ein paar Beispiele zu nennen. Gerade der Elfenbeinturm der Superreichen wird fĂŒr diese hollywoodschen Gedankenspiele empfĂ€nglich sein: „Wir da oben im Paradies von Technik und Bediensteten, von ParamilitĂ€rs geschĂŒtzt und absolut sicher. Da unten der stinkende Mob.“ Eine Vorstellung, die mit der Götterwelt (da oben) und der Menschenwelt (da unten) korreliert. Was wiederum sehr gut zum Narzissmus im Elfenbeinturm passt (by the way: in jedem Elfenbeinturm gedeiht der Narzissmus, auch im intellektuellen).

Doch Hollywood schafft Scheinwelten, die in der RealitĂ€t keinen Bestand haben: Gut gegen Böse, das Gute gewinnt immer, das grĂ¶ĂŸte Problem wird durch eine isolierte Lösung besiegt… und so weiter und so fort. Bei dieser RealitĂ€tsferne bleibt zu befĂŒrchten, dass auch die irrige Vorstellung einer abgekapselten Wellness-Insel mit Sonnenschein und Liebessklaven den Reichen und Superreichen ganz böse auf die FĂŒĂŸe fallen wird.

TatsĂ€chlich grĂŒĂŸt eine Welt, die in den Klimawissenschaften zum Sprichwort geworden ist: Die Mad-Max-Welt. In der will man nun wahrlich kein gejagter Schnösel mit Rolex, Polohemd und schönem Auto sein. Liebe Superreiche… wie ihr seht, ist konsequenter Klimaschutz als Kollapsprophylaxe auch in Eurem Sinne. Sehr sogar!

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Begriffe aus der Ego-Hölle: „Menschlichkeit“


Sie klingt so schön, sie steht auf vielen wertlosen Papieren an oberster Stelle – und sie behauptet ĂŒber sich selbst, dass sie den Menschen vom Tier unterscheidet. Doch blickt man ihr tief in die Augen, dann ist sie eine LĂŒge an uns selbst: Die Menschlichkeit.

Weder eine Gottheit, noch ein nicht-menschliches Lebewesen hat dem Homo sapiens den Moralbegriff der Menschlichkeit auf seine schöne Stirn ettiketiert. Das waren wir selbst – ganz schön schamlos. Was genau der Homo sapiens mit seiner Menschlichkeit ĂŒber sich behauptet, sagen uns die Synonyme: GĂŒte, NĂ€chstenliebe, UneigennĂŒtzigkeit, Mitleid, Zuwendung, Barmherzigkeit. All diese schönen Ideen, kulturgeschichtlich eng mit dem christlichen Gott verknĂŒpft, firmiren unter der Menschlichkeit – sie scheinen uns vom Tier zu unterscheiden und einer Idee der Göttlichkeit nahe zu bringen.

Klingt schön, doch hinter der Fassade stinkt es gewaltig: Russlands faschistoider Wahnsinn in der Ukraine. Der Terror der Hamas. Beatrix von Storch will FlĂŒchtlinge erschießen, Jens Spahn hĂ€lt ihre Flinte. Olaf Scholz macht Machtpolitik auf dem RĂŒcken seiner Kinder (oh… wait… Scholz hat keine Kinder). KinderkreuzzĂŒge. Der Holocaust. Jeffrey Dahmer. HĂ€usliche Gewalt. … Man könnte hier nun eine bibeldicke Liste der Unmenschlichkeiten entgegen stellen und wĂŒrde nur ein weiteres Mal aufzeigen, dass der Homo sapiens so gutherzig nicht ist, wie er meint. Aber lassen wir das: Wer auf Gewaltpornos steht, wird ja heute (2023) schon mit der Tagesschau befriedigt.

Bei allen unmenschlichen Schweinereien, die wir uns im Namen einer narzisstisch ĂŒberhöhten Menschlichkeit erlauben, ist es doch vor allem der Begriff selbst, der uns narzisstisch ĂŒberhöht. Nur der Homo sapiens sei menschlich, nur er kenne GĂŒte, NĂ€chstenliebe, UneigennĂŒtzigkeit, Mitleid, Zuwendung, Barmherzigkeit – ja letztendlich die Liebe selbst. Das sei die Menschlichkeit, die uns vom Tier unterscheide.

Was uns wirklich vom Tier unterscheidet, das ist der Intellekt. Die wahre Menschlichkeit ist also beiliebe keine Funktion des FĂŒhlens (GĂŒte usw.), sondern eine Funktion des Denkens: Auch der Holocaust war menschlich, denn er war rational durchdacht und strategisch gut geplant. Das angeblich große, gottnahe und gĂŒtige Menschenherz ist dagegen eine der grĂ¶ĂŸten SelbstlĂŒgen unserer Art.

PS: Vielleicht ist es auch der Narzissmus, der uns Menschen exklusiv gegeben ist. Von Narzissmus bei Tieren (oder gar Pflanzen) habe ich noch nichts gehört.

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2023: Die Angst geht um!


Vor zwei Jahren waren klimaengagierte BĂŒrgerinnen und BĂŒrger noch voller Hoffnung. Ein quasi anti-merkelianisches „Wir schaffen das!“ galt nicht nur als Durchhalteparole – es war eine ernste Überzeugung. Doch das Narrativ bröckelt gewaltig, von schaffbaren 1,5° spricht heute niemand mehr.

Es ist ein typisches Ding, dass wir Menschen die Hoffnung weit in den Bereich schieben, in dem sie im Grunde nicht mehr haltbar ist. FĂ€llt Argument um Argument, werden sie durch Parolen ersetzt: „Wir schaffen das, weil wir es schaffen mĂŒssen!“ Solcherlei Parolen können nĂŒtzlich sein, denn sie packen uns tief im GefĂŒhl und geben uns die Energie fĂŒr ein letztes (oder vorletztes) AufbĂ€umen gegen die ĂŒbermĂ€chtigen WiderstĂ€nde. Mancherlei AufbĂ€umen fĂŒhrt dann tatsĂ€chlich noch zum unerwarteten Erfolg. Auch diesmal?

Es ist viel passiert: Der Klimawandel hat deutlich an Fahrt aufgenommen. Es herrscht ein Krieg in Europa. Die CSU stört sich an WindrĂ€dern mehr als an Aiwangers Gaskammerphantasien. Und wĂ€hrend die Emissionen nach der Corona-Delle weiter steigen, zerfĂ€llt die Welt zusehends in ein gesellschaftliches Chaos. All das ist ernĂŒchternd: Noch nie in meinem Leben bin ich in so kurzer Zeit so vielen verĂ€ngstigten Menschen begegnet, wie im Jahre 2023. Tendenz steigend.

Ein besonderes Beispiel bot Michael E. Mann in einem Twitter-Intermezzo, das im Grunde nicht der Rede wert ist. Und doch zeigt es sinnbildlich, wo wir als Bewegung stehen, wie weit der Kollaps (und das Wissen darum) in Forschung und Bewegung eingedrungen ist und was das mit der Psyche der Menschen macht.

Der ganze Schreckmoment begann mit einer Theorie des renommierten Klimaforschers Michael E. Mann. Mann sagt seit Monaten, dass die Temperaturanomalie im Nordatlantik auf zwei Faktoren rĂŒckfĂŒhrbar sei:

1. ausbleibender Saharastaub
2. weniger Rußpartikel ĂŒber dem Atlantik

Das ist erstmal schlĂŒssig, denn staubgroße Partikel in der AtmosphĂ€re reflektieren Teile des Sonnenlichts zurĂŒck ins All: Sie sind ein Schutzschirm gegen die ErwĂ€rmung. Dieser Faktor kann also nicht ausgeklammert werden. Ob es der einzige Faktor ist, ist bei den weltweit fulminanten Anomalien (u.a. antarktisches Meereis, kalte Zunge, möglicher Super El Niño) in diesem Jahr jedoch unklar. Einen großen Unsicherheitsfaktor sollten wir nicht vergessen: Die Weltmeere haben fast 95% der bisher durch den Treibhauseffekt ins Erdsystem gepumpten Energie absorbiert. FĂŒr einige Zeit war diese gewaltige Menge an Energie (entspricht ca. 3.600.000.000 Hiroshima-Bomben) fĂŒr uns OberflĂ€chenbewohner unsichtbar – verschwunden war sie nicht.

Michael Mann schrieb am 16. August 2023:

Dies als ErgĂ€nzung zur Sand-und-Ruß-These, vermutete Michael E. Mann also, dass der Peak der nordatlantischen Temperaturanomalie am 16.8. erreicht wĂ€re, sich durch die Verschiebung „nach vorne“ also insgesamt ein Ă€hnliches Bild wie die letzten Jahre ergĂ€be. Der Peak 2022 war jedoch erst am 1.9., worauf ich nun in einer Antwort Bezug nahm:

Nach zwei weiteren Tweets (die wenig zur Sache tun) kam mir die Argumentation nicht wirklich schlĂŒssig vor. Es drĂ€ngte sich der Verdacht auf, dass Michael E. Mann so sehr hoffte, dass der Peak schon um den 16.8. erreicht wĂ€re, so dass es dann – um mit dem Kaleun zu sprechen – „psychologisch wurde“. Also ging ich direkt darauf ein – die einzige Aussage auf persönlicher Ebene:

Nun könnte man mehrere Reaktionen erwarten. Oder keine Reaktion. (Dazu sei gesagt, dass sich in den Klimawissenschaften hartnĂ€ckig das MissverstĂ€ndnis hĂ€lt, dass Angst einzig ein hemmender und kein aktivierender Mechanismus sei – von Lea Dohm auf der KlimaFAIR in Leipzig geradegerĂŒckt – weshalb sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler oftmals scheuen, die katastrophalen Prognosen öffentlich zu benennen.) Was ich nicht erwartet hatte, war das:

Wow, das war dĂŒnnhĂ€utig!
Da meine Vermutung, der renommierte Klimaforscher belĂŒge sich selbst ein wenig, durch diesen Block natĂŒrlich unterfĂŒttert wurde, war fĂŒr mich klar: Ich warte den 1.9. ab und vergleiche die Sichtweise von Michael E. Mann mit der gemessenen RealitĂ€t. Die entscheidende Frage ist also: Ist die nordatlantische Temperaturanomalie tatsĂ€chlich um den 16.8. stehengeblieben, wurde sie sogar rĂŒcklĂ€ufig… oder kam es zu einem weiteren ErwĂ€rmungsschub?

Was wĂ€re ich froh gewesen, wenn Michael E. Mann mit seiner These recht gehabt hĂ€tte und die Kurve nach unten gegangen… oder zumindest nicht gestiegen wĂ€re. Doch das Gegenteil ist der Fall: Die rote Linie zeigt den 16.8., die grĂŒne FlĂ€che zeigt die Differenz der Energie, von der wir hier reden. Und die ist unleugbar immens.

Ich schrieb zu Beginn: „Mancherlei AufbĂ€umen fĂŒhrt dann tatsĂ€chlich noch zum unerwarteten Erfolg.“ Doch manchmal fĂŒhrt es auch zu AbsurditĂ€ten zwischenmenschlicher Natur, wenn man die (messbare) RealitĂ€t verdrĂ€ngt und die sich daraus ableitenden Wahrscheinlichkeiten nicht wahrhaben will. So wie es vielleicht einer der renommiertesten Klimaforscher des Planeten nicht wahrhaben wollte, dass die nordatlantische Temperaturanomalie mehr ist als „nur“ eine Verschiebung in der Zeitachse. Denn der Kollaps planetarer Systeme ist der Elefant im Raum, den wir alle bekĂ€mpfen, ohne ihn gegenwĂ€rtig im Raum sehen zu wollen.

By the way: Anders Levermann vom PIK denkt mittlerweile ĂŒber das Versagen eines Strömungsband im AMOC nach.

Ich weiß, ich weiß… ich sollte diesen Artikel mit einer frohen Botschaft schließen. Doch die beste Botschaft kann nur lauten: Vielleicht ist das Jahr 2023 noch nicht der Beginn eines irreversiblen Kollaps planetarer Systeme. Systeme, die wir zum Überleben brauchen. Und all das deckungsgleich mit den Voraussagen der Klimawissenschaften und dem stetigen: „Das haben wir erwartet. Nur nicht schon jetzt!“ Schließt sich die TĂŒre also? Ist sie vielleicht schon geschlossen? Um es mit The Velvet Underground zu sagen:

If you close the door
The night could last forever

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Passivist – ein Gegenmodell zum Aktivist


Die Gesellschaft erodiert, die Ökosysteme erodieren, das Klima erodiert, die Moral von Friedrich Merz ist lĂ€ngst erodiert. Trotzdem ist der Begriff des Aktivisten (also diejenigen, die sich der Erosion entgegenstellen) in vielen Kreisen ein Schmuddelbegriff. Otto NormalbĂŒrger bleibt lieber Passivist – und ist damit nicht alleine.

Aktiv zu sein ist dem Menschen immanent. Zu wenig körperliche Bewegung fĂŒhrt zu Krankheit und SchwĂ€che, zu wenig geistige Bewegung fĂŒhrt zu Dummheit, zu Frustration und in letzter Konsequenz zur AfD (bzw. zur AfD mit Substanz). InaktivitĂ€t kann sogar zu Depressionen fĂŒhren – ebenso ist die InaktivitĂ€t ein depressives Symptom. Wenn wir das Problem nun ganzheitlich betrachten, dann sehen wir in vielen Aspekten der heutigen Welt, wie unsere akuten Probleme durch gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Passivismus erst entstanden sind: Das ewige „weiter so“ als starres, inaktives Festhalten an veralteten Lebensweisen, denen z.B. die Physik des Klimawandels lĂ€ngst davongelaufen ist.

Nun will man es kaum noch hören (oder lesen), nichtsdestotrotz steht die Menschheit am grĂ¶ĂŸten Scheideweg mutmaßlich seit 1.000.000 Jahren. Es geht schlicht darum, ob wir auf kurzfristige Sicht ein gutes und auf langfristige Sicht ĂŒberhaupt noch ein Leben leben können. Wohlwissend, dass die Zeit davon lĂ€uft, hadern viele WissenschaftlerInnen mit sich, was sie noch tun können, um den Kollaps zu verhindern. Oder zumindest zu begrenzen, weil etwas verhindern, das schon stattfindet, ist nicht mehr möglich.

Leider funktioniert der ĂŒbliche Weg nur sehr begrenzt, im populistisch aufgeheizten Diskurs hat er lĂ€ngst die GrĂ€tsche gemacht: Klima „klickt“ nicht, das sachliche Warnen, die exakte Beschreibung von Ursache und Wirkung erreichen immer wieder dieselben Leute. Nun mag sich dieser Weg weiterhin aktiv anfĂŒhlen – man tut ja etwas (und es wĂ€re schön, wenn dieser Weg der richtige wĂ€re). Der Passivismus liegt in der Methodik: Man wiederholt und wiederholt die gleichen, wenig wirksamen Methoden, wĂ€hrend sich Politik und Gesellschaft zunehmend von der nötigen Konsequenz im Kampf gegen Klimawandel und BiodiversitĂ€tskollaps abwenden.

Scientists For Future haben schon immer informiert. Sie sind die Stimme der Wissenschaft in der Klimabewegung – „Hört auf die Wissenschaft!“ ist dort gut aufgehoben. Eine Organisation, die innerhalb der Bewegung unangefochten wichtig ist, hat außerhalb jedoch kaum Relevanz. Verharrend in der ĂŒberholten Vorstellung, dass man die Menschen nur informieren mĂŒsse, sind Scientists For Future gesellschaftspolitisch zum Passivisten geworden. Was ĂŒbrigens eine Entscheidung ist, die die beteiligten WissenschaftlerInnen selbst getroffen haben.

Eine kleinere Gruppe labelt unter dem Schmuddelbegriff des Aktivisten: Scientist Rebellion. Durch tiefe Einblicke in beide Organisationen weiß ich sehr gut, dass sich die braven WissenschaftlerInnen möglichst fern von dieser Gruppe halten. Vielleicht sind sie durch ihre Aktionen des zivilen Ungehorsams zum stillen Vorwurf geworden: „Du weißt doch, dass wir unser aller Zukunft verlieren. Warum gehst du nicht auf die Straße?“ (eine Frage, by the way, und keine Forderung).

In einem lesenswerten Interview schreibt der Godfather of Klimaforschung, Stefan Rahmstorf: „Ich denke schon, dass sich zu wenige Wissenschaftler aktiv in die Debatte eingeschaltet haben. Einerseits wohl aus Zeitdruck, andererseits wurde man in den Medien massiv angegriffen, wenn man sich Ă€ußerte, als ‚alarmistisch‘ bezeichnet. Das hat viele Kollegen abgeschreckt.“ AuchWissenschaftlerInnen sind nur Menschen – die eigene Reputation ist am Ende des Tages oftmals wichtiger als der Beitrag zum Überleben (nicht zuletzt der eigenen Kinder). Weiter sagt Rahmstorf: „…ich denke, es ist nachvollziehbar, wenn Menschen zu radikaleren Protestformen greifen, wenn man bedenkt, was auf dem Spiel steht.“

Und hier will ich die BrĂŒcke schlagen, bei der es vielen (noch) sehr schwer fĂ€llt, sie zu begehen – wahrscheinlich ist sie eine wackelige HĂ€ngebrĂŒcke: Ein Problem diktiert den Lösungsweg. Wenn ein Lösungsweg messbar kein befriedigendes Ergebnis bringt, dann wird es Zeit, neue Wege zu beschreiten. Wer sich dem verweigert, verharrt als Passivist in der nutzlosen Wirkungslosigkeit – letztlich im Scheitern. Wer das Risiko (!) eines neuen Weges eingeht, kann ebenfalls scheitern. Doch in welchem GebĂŒsch sĂ€ĂŸe die Menschheit heute, wenn sie von Beginn an neue Wege ignoriert, alle Risiken vermieden und dadurch als Passivist verharrt hĂ€tte? Ja, es geht auch um persönliche Risiken: Aktivisten gehen diese ein, Passivisten vermeiden sie.

Es ist also nicht so, dass der Passivist nach dieser Definition gar nichts tĂ€te – er verharrt in der Routine (des Denkens, des Handelns, der SelbstlĂŒge…). Damit bleibt er (oder sie) an jenem Hebel passiv, der uns den riskanten Weg zum Überleben weist: Der Hebel der VerĂ€nderung. Sei also aktiv, trete fĂŒr VerĂ€nderungen ein und – ohne geht es nicht – erweitere auch Deinen eigenen Horizont! Und damit einhergehend: Dein Handlungsrepertoire.

Deine Kinder werden es Dir danken.

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